Company 2: „Scotch and Soda“
Drittes Stück, dritte Zirkuswelt bei Cirque Noël in Graz. Die australische Company 2 ist so ziemlich das genaue Gegenteil der Acrobuffos. Also: Nicht subtil, sondern sehr explizit – bis hin zu Nackedeien maskuliner Natur. Nicht auf optische Effekte und das Element Luft fokussiert, sondern auf die erdige Kraft der Musik und kraftvolle akrobatische Kunststücke. Wem die Acrobuffos bei aller Magie zu wenig Action boten (es soll solche gegeben haben), hier ist sie in aller Fülle zu finden.
Die australische Truppe, bestehend aus 9 Musikern und Artisten (wenn wir richtig gezählt haben), lässt es in ihrem Stück ordentlich krachen. Die Szenerie spielt in einer ziemlich versumpften Bar, auch die Akteure sind eher marginal bis abgefuckt ausgestattet. Es geht mehr oder minder um eine Hochzeit, die allerdings mit einer sehr seltsamen Braut gefeiert wird. Dazwischen gibt es Musik von Jazz bis Rock und vor allem jede Menge klassische Zirkus-Elemente. Vom Rad über das Seil bis zur Wippe und den Stangen. So manches davon hat man bereits als Cirque-Stammgast gesehen, hier kommt es aber sehr direkt, unvermittelt, ungeschönt daher.
Es gibt bei der Company 2 keine Blendereien, keinen doppelten Boden und auch keine Sicherungsseile. Das sieht keineswegs spielerisch leicht aus, wie manchmal zu lesen, sondern zeigt sehr schön, wie viel harte Arbeit notwendig ist, um diese Figuren ausführen zu können. Ein kraftstrotzender, fast brachialer Abend, der zu den Wurzeln des Genres zurückführt. Kein Glamour, dafür aber ein derber Spaß. Laut ist das neue Laut. Auch das wird nicht allen gefallen, bei der Premiere gab es freilich viel Applaus, vor allem aus den hinteren Reihen.
Noch zu sehen bis 6. 1. 2019 in der Helmut-List-Halle Graz
Karten und Infos unter www.cirque-noel.at
Foto: Company 2 / José Cardona