The Isolierband: “Von Alaska bis Alaska”, Vinyl / CD / pumpkin records 2016
Das steirische Sextett rund um Wolfgang und Christine Pollanz sowie Gerhard Neubauer spielte am Beginn der 1980er Songs, die irgendwo zwischen Punk und New Wave zu liegen kamen, deutliche Anklänge zur damals gerade ausbrechenden Neuen Deutschen Welle (Ideal!) sind ebenfalls nicht zu überhören. Nach zwei Jahren war es auch schon wieder aus mit der Isolierband. 35 Jahre später hat Pollanz den Staub von der Historie geblasen und etliche Verbündete gefunden, die das Album “Von Alaska bis Alaska” neu einspielten. Hier bereits gelobte pumpkin-Bands wie Bender und Musikcafé Prenner sind ebenso mit von der Partie wie das Erste Wiener Heimorgelorchester und die abgeklärten Hidden by the Grapes. Es dürfte sich außerdem um zwei der letzten veröffentlichten Lieder der famosen, aber mittlerweile leider aufgelösten, Lenins Wheelchair handeln, die auf der Platte enthalten sind. “Von Alaska…” ist musikalisch breit aufgestellt und voller abenteuerlicher Sprachspiele des Schriftstellers Pollanz. Das Erstaunliche: Obwohl Texte wie Töne sehr deutlich die Welt der 80er zeigen, lässt sich die Neufassung (fast) ohne jede peinliche Sentimentalität hören. Versuchen Sie das mal mit anderen Platten aus dieser Ära (“Ich will Spaß…”).
isolierband.wordpress.com/
Troy von Balthazar: “Knights of Something”, Siluh Records 2016
Auch dieser Mann hat schon einiges erlebt. Troy von Balthazar (oder kurz TvB) war mehr als zwei Jahrzehnte eng mit seiner Band Chokebore verbunden, die von Hawaii aus den “Sad-Core” maßgeblich mitprägten. Traurig ist Troy immer noch zuweilen, er hat aber beschlossen, sich gegen die Melancholie zu stemmen. Die “Knights of Something” knarzen, ächzen, jubeln, leben intensiver als je zuvor. Wer gerne nach Parallelen sucht, die Solo-Auftritte von Oliver Welter sind durchaus verwandt mit der Musik von TvB. Die Instrumente freilich heben sich von allem ab, was man landläufig zu hören bekommt. Neben einer alten Tape Machine kommen auch strange Gitarren zum Einsatz, selbst die Mikros sind “Vintage”. Sagen wir es, wie es ist: Die Platte hat verdammt viel Stil und ist für alle Leute ein Muss, die Indie immer noch den Vorzug geben. Derzeit tourt TvB gerade durch Frankreich, am 24. Mai ist er im Wiener Rhiz. Weitere Termine und Infos gibt es hier: www.troyvonbalthazar.net/
ONDI: Ondi. Label: hoermirzu. CD 2016.
Ex-Viech Andi Klinger-Krenn ist einer der umtriebigsten Musiker in Graz zur Zeit, leider nicht mehr lange. Warum er nach Leipzig will, was Ondi mit Viech zu tun hat und wie viele Projekte er parallel schafft, erfährt die werte Leserschaft in unserem ONDI-Special hier: haubentaucher.at/ondi Die CD jedenfalls ist poppiger, verträumter, verspielter als das meiste, das in letzter Zeit von ihm zu hören war. Wird vielleicht nicht die enorme Aufmerksamkeit bekommen, die sein Projekt Klinger vor kurzem erntete, ist aber für alle empfehlenswert, die Pet Shop Boys, New Order und Konsorten mögen.
Namby Pamby Boy: Namby Pamby Boy, Babel Label, CD 2016
Fabian Rucker am Saxophon, Philipp Nykrin an den Keyboards und Andreas Lettner am Schlagzeug sind die drei hinter dem seltsamen Namen. Wer die Besetzung aufmerksam liest, wird merken, dass es sich hier nicht um ein Rock-Trio handelt, sondern um Jazz. Aber was für einen. Jung und ungestüm, Indie im wahrsten Sinne des Wortes. Das alles allerdings auch mit einer Dosis Humor wie beim perfiden Gefrickel und entspannten Getröte des Songs “Kaisermelange”, beim komplett abgedrehten Start von “John Wayne” und an so manchen anderen Stellen der auch schon dritten Platte. Jazz, wie er auch Jazz-Verweigerer interessieren könnte. Kein Wudner, dass Leute wie Wolfgang Puschnig, Fiva, Blumentopf, Russkaja, Parov Stelar und Violetta Parisini bereits die Zusammenarbeit mit den drei jungen Herren suchten und fanden. Live gibt es einiges auf die Ohren. Außer ABBA-Evergreens. Am 8. 4. im Wiener Konzerthaus, am 20. 4. im Stockwerk in Graz, danach in Polen und im Mai in Oberösterreich.
www.nambypambyboy.com
