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Show des Monats Dezember / Jänner

Cirkus Cirkör “Underart. Ode to a crash landing”. 

Noch zu sehen bis 6. 1. 2015 beim Cirque Noël im Grazer Orpheum.

Es gibt finnischen Tango, dänische Bettenlager und schwedische Möbelhäuser. Und es gibt einen skandinavischen Zirkus. Seit gestern weiß das auch das Grazer Publikum. Mit trockenem Humor, viel schräger Musik – von Indierock bis hin zu einer Technodance-Version von Macarena – und mit lustigen bis atemberaubenden Kunststücken diverser Art tritt mit dem Cirkus Cirkör eine internationale Truppe in Erscheinung, die mehr mit Popkultur zu tun hat als mit klassischer Akrobatik.

Die Performance erzählt die Geschichte einer harten Landung, die Kompagnie-Direktor Olle Strandberg 2005 am eigenen Leib erleben musste. “Die Show” besteht aus hintergründigen Szenen, gefolgt von Traumsequenzen, Bewegungs- und Begegnungsstudien und einer Party im Stil der 70er Jahre. Die Kostüme erinnern an einen Second-Hand-Shop mit Disco-Faible. Der immer wieder durchblitzende Humor und die zarte Selbstironie haben etwas sehr Finnisches, ohne freilich in Kaurismäkische Traurigkeit zu verfallen. Bevor es soweit kommt, schultert die Elfe den riesigen rotbärtigen Wikinger oder zwei hünenhafte Kerle springen einander in die Arme wie ein Paar im Rocknroll-Tanzkurs. Dazu kommen Momente, die man so auch noch nie erlebt hat. Ein Mann balanciert da in schwindelerregender Höhe auf zwei Holzlatten. Eine Frau bewegt und dreht sich in rasanter Geschwindigkeit auf dem Boden um die eigenen Achse(l)n, dass man fürchten könnte, sie würde sich selbst verknoten.

Keine Angst, es wird auch beinahe ganz klassisch jongliert, es werden Hula-Hoop-Reifen geschwungen, es werden gewagte Hebefiguren gezeigt und es entstehen bunte, zuweilen schrille Bilder. Das hat alles eher wenig mit Weihnachten zu tun (erfreulicherweise, wenn Sie uns fragen) und auch nicht sehr viel mit dem Zirkus, wie er herkömmlicherweise interpretiert und vorgeführt wird. Langweilig ist das alles keine Sekunde, ganz im Gegenteil. Als die Show nach etwas mehr als 90 Minuten vorbei ist, fragt ein rund 8-jähriges Kind seine Mutter: “Ist jetzt Pause?”

“Circus is about the risk”, heißt es an einer Stelle im Stück. Und ganz ehrlich: Es war für die Veranstalter aus dem La-Strada-Team durchaus mit einem gewissen Risiko verbunden, eine so unkonventionelle Produktion zu zeigen. Die großteils begeisterten Reaktionen des Publikums bei der Premiere zeigen freilich, dass Graz reif ist für diese deutlich schrägere Form des Cirque Nouveau. Und die Schluss-Szene der Artisten beweist, dass Cirkör bis zum Finale gut ist für Überraschungen. Boing!

Cirkus Cirkör, Orpheum Graz
Noch zu sehen von 21. Dezember 2014 bis 6. Jänner 2015
Spielfrei sind der 25. und der 29. 12. sowie der 1. 1.
Infos und Tickets unter www.cirque-noel.at

© Foto Madonna: Cirkus Cirkör / Mats Bäcker; Foto Wikinger: Cirque Noël / Nikola Milatovic

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