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Musik

Tonträger des Monats November

Dead End Friends: “Back Mental”, EP 2013

Die vier Freunde der Sackstraße heißen im bürgerlichen Leben Markus Hirczi, Christoph Szalay, Christian Baranyai und Philip Prader und auch wenn der eine oder andere Rezensent die Band dem schönen Land Australien zuordnet, so sind sie doch waschechte Grazer. Die EP wurde im Sommer veröffentlicht und vereint vier Songs, die schräg zwischen den Genre-Grenzen hindurch brausen. Rock? Punk? Psychedelic? Wer weiß das schon so genau. Ein bisschen Begeisterung für die japanische Noise-Szene hört man durch, aber auch einen recht eigenständigen Stil, der sich einen Dreck um Konventionen schert. Und dann, in der nächsten Sekunde, fühlt man sich auf angenehmste Art und Weise an einst überlebensgroße Grazer Bands wie Sans Secours erinnert. Aber das ist dann wohl doch nicht mehr als ein musikhistorischer Zufall. Wer der Jugend eine Chance geben will, geht auf deadendfriendsmusic.bandcamp.com

SLEEP SLEEP: “Gospel” Vinyl + Download, noise appeal records 2013 (erhältlich ab 8. 11.)

Hinter dem Namen SLEEP SLEEP verbirgt sich der Wiener Pieter Gabriel und der ist irgendwie auf etwas andere Art auch ein wilder Hund. Im Sommer fiel er mit einer Remix-EP auf (“CVRS” hieß das Werk) und coverte fröhlich Leute wie David Hasselhoff oder Michael Jackson. Schon vor ein paar Jahren verhießen ihm FM4 u.a. eine feine Karriere, aber so richtig ist der große Durchbruch noch nicht gelungen. Macht nix, vielleicht jetzt. Mit “Gospel” legt Gabriel nämlich ein Album vor, das alles an großartigen Soundsplittern aus der Musikgeschichte klaubt, das dem Künstler irgendwie von Belang erscheint. Dazu eine dunkle Stimme, die reichlich Hall bekommt, und fertig ist ein außergewöhnliches Pop-Juwel, das der Pressetext zu recht mit dem Etikett “cinematographisch” versieht. Nur Gospel-Melodien wird man auf der Platte vergeblich suchen. Der Name ist übrigens nicht ironisch zu meinen, des Künstlers Vater war offensichtlich auch populärkulturell geprägt. http://noiseappealrecords.bandcamp.com/

Ratrock Tot Sint Jans: “Tapes of Interest”, White Vinyl, pumpkin records 2013

Der Grazer mit dem auch ganz schön seltsam-schwierigen Künstlernamen hat uns mit seiner letzten Platte (“Silvester Möstl”) bereits restlos begeistert und auch das neue Werk scheint uns eine Pflichtanschaffung für den pop-/ rockmusikalisch interessierten Zeitgenossen zu sein. Zumal die Platte auf weißem Vinyl mit Obstmotiven erscheint, was allein schon eine schöne Reminiszenz an alte Zeiten ist. Auch die Musik ist von gestern. Und das ist bitte nicht als Kritik zu verstehen. Wie aus einer fernen Parallel-Galaxie klingen diese Tapes. Ein bissl Country drängt zwischen dem Synthie durch, Pop aus England, als er noch nicht das Präfix Brit- trug, ist dabei, aber auch Anleihen an große Eigenbrötler der Musikgeschichte wären wohl nachweisbar, wenn man es drauf anlegt. Besser aber ist es, das kluge Köpfchen eine Runde aussetzen zu lassen und einfach in Ruhe zuzuhören. Es zahlt sich aus. Download-Möglichkeiten gibt es auch. Nämlich da: http://ratrocktotsintjans.bandcamp.com/
City of Glass: “The Modern Age”, Digital / Vinyl, UnFamous 2013
Die beiden Herren kommen ursprünglich aus Vancouver und zu ihren Einflüssen werden The Cure, Radiohead oder Coldplay gezählt, falls man die wirklich ungestraft in einem Satz nennen darf. Wir hätten die Pet Shop Boys und Soft Cell noch nachnominiert. Die Platte ist tatsächlich “Modern Age” pur, der eine oder andere Werbemensch wird gerade an einem Spot basteln, zu dem diese Musik perfekt passt. Sehr schick, sehr gut gemacht, ideal, um im Freundeskreis ein bisschen mit Insiderwissen und solidem Musikgeschmack abseits des kompletten Mainstreams zu glänzen. Und das alles auf schickem Vinyl. Popherz, was willst du mehr? www.cityofglassmusic.com
One Sentence. Survivor “This Heavy Sea”, CD, Goldon Records 2013
Viel verrät die Band aus der Schweiz nicht über sich selbst in den Weiten des Internets. Donat Kaufmann, Jonas Oster, Andreas Hefti und Dominik Meuter lassen – wie es so schön heißt – lieber ihre Musik und ihre Videos für sich sprechen. Was erwartet also den geneigten Interessenten? International orientierter Gitarren-Pop, der flott ins Ohr geht, aber auch relativ reibungslos wieder aus dem Gedächtnis verschwindet. Von einem “rauschenden Fest”, das im Pressetext beschwört wird, haben wir nichts bemerkt. Sympathisch. Mehr aber auch nicht. http://onesentencesupervisor.ch/
fijuka: “fijuka”, LP, seayourecords 2013 (erhältlich ab 8. 11.)
ankathie und Judith Filimonóva lernten sich in Wien kennen. Das deutsch-österreichische Duo macht Pop zu Disco und beweist in den Selbstbeschreibungen reichlich Humor. Falls Sie wirklich noch nicht genug Namedropping bekommen haben in dieser Rubrik, dann seien Kate Bush und Goldfrapp genannt und auch gleich wieder vergessen. Denn die Kombination aus Synthie, Bass und wirklich einprägsamen Gesangsparts braucht keine weit hergeholten Vergleiche. Mit dieser Platte zeigen Sie dem November ihre heiße Schulter und können jede Weihnachtsfeier zu einer exaltierten Party umgestalten. Yeah, sexy! www.fijuka.com

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