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Musik

CDs des Monat Juni

Ja, werte Leserschaft, noch gibt es sie die schönen runden Dinger mit der Musik drauf. Und vielleicht steigen sie sogar irgendwann im Wert. Wie sagte Billy Bragg bei seinem Graz-Konzert so treffend: “Sie werden sich schwer tun, von mir signierte MP3s auf ebay zu verkaufen!” Damit sind wir auch schon bei CD Nr. 1.

Billy Bragg: “Fight Songs”, BB 2011. Polemische Protestsongs, gesammelt aus rund 10 Jahren, brachte Bragg da im Herbst 2011 auf den “Markt”. Darunter einige großartige Nummern wie “Last flight to Abu Dhabi” oder eine echte Rarität: ein Weihnachtslied des linken Sängers. Schöne Anschaffung für Menschen, die Politik und Pop für kompatibel halten. Zum Beispiel heute in Wien beim Bragg-Konzert.


Krawauli: “Es geht ein Bibabutzemann”, Vollmond Records 2012. Krawauli alias Kurt Gaulhofer geht musikalisch auch eher in die ruhigere Richtung, von Bragg unterscheidet ihn aber doch einiges. Gaulhofer orientiert sich schon lange nicht mehr am herkömmlichen Musikgeschehen, sondern beschreitet seit Jahren einen völlig eigenständigen Weg, zuweilen mit Weggefährten mit Norbert Wally, meist aber allein. Märchenhaft, lyrisch, gefühlvoll klingt Krawaulis neues Werk. Wo der Londoner Billy Bragg an das Kollektiv appelliert, spürt der Grazer Gaulhofer ins Innere des Individuums. Und wo Bragg nur mit Gitarre und Stimme agiert, spielt der vielfach talentierte Krawauli gleich mehrere Gitarren, Cello, Keyboard und Klavier selbst ein und singt dazu. Besonders markant das Titelstück, eine mystische Version des altbekannten Kinderliedes, und die Neufassung des Krawauli-Klassikers “Vor’m großen Regen”. Eine Platte für Individualisten.

Contrails: “All that glows”, Pumpkin Records 2012. Und gleich noch eine recht beschaulich angelegte Scheibe. Stefan Sieder begann mit seinen Bandkollegen von Contrails bereits 2009 mit der Arbeit an dieser Debut-CD, nun ist sie fertig. Live stehen die Contrails zu sechst auf der Bühne, neben der herkömmlichen Besetzung kommen gleich zwei Geigen zu Einsatz. Im Studio gesellen sich auch noch Flöte, Cello und Background-Sängerin dazu. Laut eigenen Angaben sind Contrails von Bossa Nova und Jazz beeinflusst, zumindest beim Song “Walking bones” ist das auch deutlich hörbar. Ansonsten dominiert dann – für uns Haubentaucher erfreulich – doch der Gitarren- und Singer-Songwriter-Anteil. Eine erstaunlich reife und sehr konsistente CD. Als Draufgabe gibt es ein liebevoll gestaltetes Cover, wie man es von pumpkin records gewohnt ist.

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