„Fiasko“ von Imre Kertész,
Theaterquadrat Graz
Werner Halbedl hat einen sehr bekannten Text des ungarischen Nobelpreisträgers Imre Kertész auseinander genommen und neu zusammengesetzt. Und so bringt er die darin beschriebene Figur des „Alten“ solo auf die Bühne des Theaterhauses. Nur die Stimme seiner Frau aus dem Off durchbricht zuweilen den Monolog. Kertész hatte in „Fiasko“ seine eigene Vergangenheit zu be- und verarbeiten versucht, um nicht zu sagen: zu bewältigen. Er war als Jude mit knapp 15 Jahren in Auschwitz und danach im KZ Buchenwald interniert. Diese prägende, unvorstellbar grausame Zeit spielt auch in „Fiasko“ eine große Rolle, denn auch der „Alte“ war im Konzentrationslager. Und dessen Mühen mit dem Bücherschreiben kannte Kertész nur zu gut. „Fiasko“ erschien 1988. Doch erst 1999 wurde der Roman von der deutschen Kritik breit besprochen. So schrieb Reinhard Baumgart in der ZEIT: „In seinen wahrhaft atemberaubend geschachtelten, quälend und spielerisch redundanten Sätzen zwingt Kertész in eine klaustrophobische Enge.“
Das Geschachtelte, Gequälte und das sich des Öfteren Wiederholende bestimmt auch diesen Solo-Abend. Halbedl sitzt und steht und geht und beschreibt. Einmal den „Alten“ in dritter Person. Dann sich selbst, den „Alten“. Der ist von seiner ersten Frau verlassen worden und lebt mit der zweiten in einer kleinen Wohnung in Budapest ohne jede Hoffnung, da jemals wieder rauszukommen. Den bloßen Gedanken an ein Kind lehnt er lautstark ab. Die Nachbarin von oben lärmt und nervt gewaltig. Seine vielen Notizen helfen auch nicht bei der Suche nach einem Stoff für ein neues Buch. Und dann ruft noch eine lästige Person an und will eine Übersetzung aus dem Deutschen, eine Sprache, die der „Alte“ von allen am wenigsten schlecht kann.
Halbedl gelingt es auf der wohl minimalistischsten Bühne, die denkbar ist, die Enge, die Verzweiflung, spürbar zu machen. Und auch wenn zwischendurch eine gewisse Komik aufblitzt, so macht dieser Abend doch in erster Linie nachdenklich. Gerade in Zeiten wie diesen vor dem Hintergrund eines Landes wie Ungarn.
Noch zu sehen am Do 08., Sa 10., Mi 14. und Sa 17. Mai
jeweils 19 Uhr im THEATERHAUS
Kaiser-Franz-Josef-Kai 50, 8010 Graz
Foto: © Theaterquadrat