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Tonträger des Monats

Sharon Anegg & Louis Durra: „heartfelt“, cracked anegg records, VÖ 13. 12. 

Die großartige Sängerin Sharon Anegg, die 2002 ihr Debut veröffentlichte, hat nun endlich wieder Zeit gefunden, selbst eine Platte zu machen. In der Zwischenzeit hat sie das Label cracked anegg gegründet, dessen Produktionen wir hier schon mehrfach gelobt haben. Die Jazz-Spezialistin nahm in Berlin mit dem dort lebenden Pianisten Louis Durra ein umwerfend zurückhaltendes und doch facettenreiches Album auf, das gerade zur rechten Zeit kommt. Von Klassikern wie „Blue Moon“ bis zur Eigenkomposition „You Are on My mind“ reicht die Palette. Das ist nichts zum Streamen, Leute, da braucht ihr schon die CD.

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Molden, Resetarits, Soyka, Wirth: „Live im Stadtsaal“, Bader Molden Recordings, VÖ: Anfang 2025

Im Juli 2020 wurde die Doppel-CD aufgenommen, jetzt hat sie das Licht der Welt erblickt. Also zumindest fast „jetzt“: Der Release wird neuerdings für „Frühjahr 2025“ angekündigt, die Scheibe war aber vor kurzem bereits in unserer Post. Die Presse hat auch schon berichtet, warum also nicht wir…

Was seit dem Seuchenjahr 2020 rund um das Quartett passiert ist, kann man einfach nicht vergessen, einige Songs begegnen dem Thema Tod auch ganz offen. Bis auf ein paar Überarbeitungen sind Text und Musik der Feder von Ernst Molden entsprungen. Dazu gibt es launige Moderationen. Es ist wunderbar, dieses Dokument in Händen zu halten. Es sprüht vor Wärme und Liebe, Wiener Schmäh und musikalischer Brillanz. Und zugleich schmerzt es nach wie vor, dass der große Willi Resetarits diesen Release nicht mehr erleben konnte.

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Götz Widmann: „Blütenduft“, VÖ 12. 12. 2024

Ausnahmsweise wollen wir ausführlich aus dem Pressetext zitieren: „Götz Widmann ist bekannt im gesamten deutschen Sprachraum vor allem durch über 2000 Liveauftritte. Schon in den Neunzigern sprengte er als Hälfte des Duos Joint Venture gemeinsam mit seinem Partner Kleinti Simon die Grenzen des Genres. Die Texte waren rauer, lebensfroher, vor allem aber auch lustiger, als man das von Liedermachern sonst gewohnt war. (…) Die bürgerlichen Medien reagierten allerdings ebenso wie die meisten Vertreter der klassischen Liedermacherszene eher entsetzt. Nach dem völlig überraschenden Tod von Kleinti Simon im Juni 2000 machte Götz Widmann ab 2001 solo weiter, produzierte ein Album nach dem anderen und erspielte sich in unzähligen Konzerten ein treues Publikum, das ihn als grossen Poeten feiert, auch wenn die meisten Deutschlehrer dies nicht so sehen dürften.“

Und das Schöne daran: Jedes Wort wahr. Die Platte macht von der ersten Sekunde an Spaß. Aber immer ist da eine Doppeldeutigkeit, die man schwer einschätzen kann. Suff-Punk trifft auf Polit-Punk trifft auf entspannte Songs wie „Leise“. Swing und Folk dürfen auch mit rein. Die übliche 3-Minuten-Grenze ist Widmann ebenso völlig schnuppe wie jeder Fitness-Hype. Getschechert wird ohne jede Ironie. Die perfekte Platte, um das Weihnachtsessen der lieben Familie zur Eskalation zu bringen.

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Hathors: „When The Sun is Out, When Skies are Grey“, Noise Appeal Records VÖ 29. 11. 2024

Und gleich noch eine Platte, die am 24. 12. eher nicht aufgelegt wird. Die Hathors aus Winterthur (Schweiz) hauen ordentlich auf die Pauke und bringen uns derben Rock ins Wohnzimmer. Rock, der nach Grunge und stumpfem Metal riecht, nach Tschick und Bier und nach Kellerlokal. Ab Jänner 2025 touren sie eifrig durch Deutschland, das könnte ein großer Spaß werden. Videos haben sie auch im Gepäck und dieses da wurde sogar nominiert für die Videoreihe der Solothurner Filmtage. Zweihund Film haben ein KI-basiertes Ding entworfen, das durchaus seine Reize hat.

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The Menace of Tyranny: „Wie man Herzen hält“, VÖ 26. 10. 2024

Die CD ist jetzt ein paar Wochen liegen geblieben, sorry an Bjoern und seine Tyrannen. Die Band stammt aus Lippstadt/Münster, hat in wechselnder Besetzung schon etliche Jahre auf dem Buckel und wird allen gefallen, die deutschsprachigen Indie-Rock (mit Betonung deutsch und Rock) gut finden. Rio Reiser in jung und im Jahr 2024 könnte so ähnlich klingen, auch wenn seine Texte sicher in eine andere Richtung gehen würden. Gisbert Zu Knyphausen dürften sie noch ein wenig mehr anhimmeln, wenn man die Kurzbio auf Spotify liest. Dort findet sich auch folgende Selbstbeschreibung: „Manchmal kafkaesk, manchmal blutrünstig“. Die 7-köpfige (!) Partie macht eine sehr eigenständige Musik, die vor allem live sicher sehr gut funktioniert. Diesbezüglich wäre eine Website mit Tourdaten eine feine Sache, aber leider können wir nur mit einer Facebook-Page dienen. Aber immerhin haben wir bei unseren Recherchen auch ein schönes Live-Video gefunden:

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