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Wolfgang Moser: „Was auf der Zunge liegt. Wissenswertes und Überraschendes aus der Welt der Sprachen.“ Klingenberg: Graz 2024. 136 Seiten.

Der hispanophile Haubentaucher wird es vielleicht wissen: Der Name Spanien leitet sich von dicklichen afrikanischen Nagetieren ab, den Klippschliefern, die allerdings in Spanien gar nicht vorkommen. Die Phönizier, die vor rund 3000 Jahren das südliche und östliche Mittelmeer besiedelten, hielten die ihnen unbekannten, die iberische Halbinsel bevölkernden Kaninchen fälschlicherweise für Schliefer und nannten das neu besiedelte Land „I-Shephanim“ („Land der Klippschliefer“). Daraus wurde lateinisch Hispania, später España bzw. auf Deutsch eben: Spanien.

Der Sprachwissenschaftler Wolfgang Moser, seines Zeichens Direktor der Urania in Graz, hat im schön gestalteten Büchlein „Was auf der Zunge liegt“ vielerlei Interessantes und Wissenswertes „aus der Welt der Sprachen“ zusammengetragen. Spannend ist natürlich immer die Etymologie, also die Herkunft von Wörtern. So überrascht zum Beispiel Mosers Bemerkung, dass die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, ihren Namen eigentlich von einer antiken Süßspeise erhalten hat, die heute noch in der Palatschinke weiterlebt und die Wurzel im griechischen Wort „plakoeis“ („flach“) hat.

Daneben kredenzt der Erwachsenenbildner in kleinen Häppchen viel Staunenswertes über Sprachen ganz generell (z. B. über eine bis heute nicht entschlüsselte Schrift aus Kreta, in der unter anderem ein Mann mit Irokesenfrisur abgebildet ist), über Laute und Buchstaben, über Namen und sogar über Grammatik. Womit er einerseits den Beweis antritt, dass dieses Thema, das im Ruch des Partykillers steht, auch wirklich unterhaltsam sein kann. Und zum anderen ruft er nebenbei in Erinnerung, dass Deutsch eine durchaus weibliche Sprache ist: Die relative Mehrheit der Substantive im Deutschen ist nämlich – erraten! – feminin: 46 Prozent weiblichen Hauptwörtern stehen nur 34 Prozent maskuline und 20 Prozent sächliche Substantive gegenüber. Wer hätte das gedacht?

Text und Bild: Werner Schandor

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