Ulrich Wickert: “Salut les amis. Meine Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen”, Piper Verlag September 2024
Ulrich Wickert, die etwas Älteren werden ihn noch aus den “Tagesthemen” der ARD kennen. “…und eine geruhsame Nacht” wünschte er am Ende jeder Sendung und wurde nicht zuletzt dadurch zur Kult-Figur. Wichtiger aber ist seine tiefe Verbundenheit zu und sein profundes Wissen über Frankreich. Schon als Kind kam er in Kontakt mit Sprache und Kultur – und die Liebe wurde nach einigen Wirren erwidert. Wenn Wickert in seinem neuen Buch von Beziehungen spricht, so ist damit jede Art davon gemeint. Persönliche Freundschaften und berufliche Netzwerke. So schildert Wickert, wie es den französischen Präsidenten wie Chirac, Mitterand und Macron mit ihren deutschen Gegenübern ging, namentlich Kohl, Schröder, Merkel und nun Scholz. Dabei erfährt man erstaunlich viele Hintergründe, teilweise sogar nah an der Indiskretion.
Wickert selbst pflegte seine Beziehungen zu Diplomatie und Politik ebenso mit Humor und Emotion. Er litt unter dem Hass und der Ablehnung, die er in Frankreich als Deutscher immer wieder erlebte. Und er fürchtet sich heute wohl auch ein wenig davor, was passieren könnte, wenn Madame Le Pen wirklich die Macht erobert. Andererseits bleibt er immer gelassen und optimistisch – und behält damit hoffentlich recht.
Sein Buch ist enorm informativ, dabei stets getragen, geradezu klassisch im Tonfall. Es ist persönlich und doch in hohem Ausmaß politisch. Es ist eine Fundgrube für alle, die mehr über das oft so komplizierte und dann wieder so konstruktive Miteinander von Frankreich und Deutschland. Es ist auch ein Buch, das in Zeiten des aufkommenden Rechtsextremismus und Populismus da und dort sehr nachdenklich macht.
Chapeau!
***
Autorenfoto: Markus Tedeskino