Kategorien
Künstler/innen Musik Videos

Tonträger des Monats Juli/August 2024

LAUBE: „Meisterwerke der Bedeutungslosigkeit“, Laubfrosch Records, Juni 2024

Aber aber, wer wird denn hier tiefstapeln. Das siebente Album des steirischen Singer-Songwriters Georg Laube ist natürlich gar nicht bedeutungslos. Worum es ihm prinzipiell geht, erklärt der Pressetext sehr schlüssig: „Bei den Laube‐Alben ziehen sich 2 Fäden durch: gesungen wird im Dialekt und kein Album ist dem anderen ähnlich.“ Allein ist er übrigens nicht, der Meister des scheinbar Bedeutungslosen. Lukas Raumberger am Bass und Tom Stabler am Schlagzeug begleiten ihn. Christofer Frank bedient meisterhaft die Gitarre und hat die Scheibe produziert. Und die Gitarre, die spielt eine wichtige Nebenrolle neben der markanten Stimme von Laube. Denn man könnte die Platte durchaus in die Kategorie Rock schubsen. Wie immer sind die Texte voller intelligent-subtil-perfider Bedeutungsebenen, gesungen im schönsten steirischen Slang. Der Teufel steckt im Detail. Die Himmelstür ist gerade noch einen Spalt offen. Und „olle redn durcheinand“.

Wenn die Hamburger Schule eines nebeligen Tages auf Exkursion ins südsteirische Weinland gefahren wär, hätte so ein Werk entstehen können. So hat es der Laube selbst machen müssen. Gut so, denn: Mit jeder Platte wird er immer reifer und abgeklärter. Und spätestens jetzt solltet ihr in seinen Kosmos eintauchen. Zwischen jetzt (August 2024) und Dezember gibt es einige Termine, vorrangig in der Steiermark. Details auf der Website.

***

„HAVE A MINUTE?“ Eine Compilation von Pumpkin Records 2024

Die Amtsübergabe im Hause Pumpkin haben nun bestimmt alle mit bekommen, die sich für gute heimische Indie-Sounds interessieren. Diese Sammlung hier ist eine Koproduktion des scheidenden und des neuen Label-Bosses. „Have A Minute?“ ist dabei wörtlich zu verstehen. 41 Songs, die jeweils so genau wie möglich an die 60-Sekunden-Grenze herangeführt wurden, sind auf der Platte enthalten. Dabei sind Pumpkin-Stammgäste wie Ratrock Tot Sint Jans oder Spa Mayerling, experimentelle Artists wie Zabelka/Icostech/Meierkord, neuartige Kooperationen und Leute, die man von Post Office Records kennt. Zudem Bands wie Son of the Velvet Rat, die auch in der Kurzform ihren Charakter perfekt in Szene setzen.

Es ist – und das kann man gar nicht genug loben – ein ausgesprochen buntes Programm. Kristina Gorke und Lothar Lässer haben hier ebenso ihre Minute bekommen wie einige unserer Lieblinge aus der Krachmacherstraße, namentlich etwa Hidden By The Grapes oder die Jigsaw Beggars. Zu den Höhepunkten zählen aber auch Songs, deren Schöpfer:innen wir bisher noch nicht auf dem Zettel hatten wie Danand mit dem Instrumental „Blood on a Pumpkin Field“. Bei manchen Tracks reicht die eine Minute auch völlig. Bei anderen hofft man, dass aus dem Liedchen mehr werden könnte. Ach ja: erstklassiges Cover-Artwork von Johann Zuschnegg.

***

ROSIE BROWN: „Detail from a Dream“, Stück Records 2022 

Die Engländerin Rosie Brown und der Österreicher Bernd Rest sind musikalisch seit Langem ein eingeschworenes Team. Bisher vier CDs haben die aus London stammende Songwriterin Brown und der in Leeds ausgebildete Gitarrist und Arrangeur Rest bisher gemeinsam veröffentlicht und dafür stets positive Rezensionen in der britischen Fachpresse geerntet.

2022 ist „Detail from a Dream“ erschienen, wieder in der bewährten Besetzung mit Sängerin Rosie Brown, Gitarrist Bernd Rest, Bassist Simon Russel und Drummer Paul May, fallweise verstärkt vom Salzburger Keyboarder Markus Marageter und weiteren Gastmusikern. Allesamt sind sie exzellente Instrumentalisten, die die meist ruhigen, oft fragil wirkenden Songs von Rosie Brown und Bernd Rest mit feinen Nuancen akzentuieren. Folk? Americana? Acoustic Pop? – Es ist ein bissl schwierig und eigentlich auch unnötig, die passende Schublade für diese Songs zu suchen, denn am besten ist, man lässt sich am Streamingportal seiner Wahl von den berückenden Harmoniegesängen und fein ziselierten Arrangements in eine Welt von traumwandlerischer musikalischer Schönheit entführen.

„Eine Scheibe halluzinatorische Americana, die einen wundersamen Zauber ausübt“, hat das britische „Mojo“-Magazin darüber geurteilt. Und recht haben sie. Meeresrauschen, Morgennebel, der mit den Rufen der Möwen vom Strand aufsteigt, in einer Hängematte schaukeln und einfach mal loslassen. Einen Traum kannst du sowieso nicht festhalten.

Rezension: Werner Schandor

***

PETER LENZ: „Breathe. Music for Large Ensembles“, gamsbart 2024

Der Komponist, Arrangeur und Drummer Peter Lenz hat sich mit dieser Platte einen großen Traum erfüllt. Die fünf Songs bieten mal ein großes Orchester, dann ein Kammermusikensemble und dann eine Big Band. Die Scheibe, die offiziell erst im November erscheint, ist ein umwerfendes Stück Musik, das sich zwischen den Stühlen bestens einfindet. Fans von Jazz werden ebenso ihre Freude haben, wie Liebhaber:innen von epischer Filmmusik oder E-Musik allgemein. Im kurzen Video erzählt Peter Lenz ein wenig über die Platte. Eine knackige Sieben-Tage-Tour gibt es ebenfalls im November.

***

HIDDEN POCKETS: „Hidden Pockets“ VÖ 30. 8. 2024

Der Grazer Gitarrist Kurt Haider, Bassist Tobias Steinrück sowie Schlagzeuger Roland Hanslmeier haben sich zusammengetan, um auf ihrem ersten gemeinsamen Album irgend sowas wie entspannten und doch konzentrierten Sound zu generieren, der zwischen Jazz, Blues und Avantgarde zu liegen kommt. Mehr E als U, wenn ihr so wollt. „Erkennbar sind musikalische Einflüsse von John Scofield und Bill Frisell Trio, aber auch von Avishai Cohen und Aaron Parks“, sagt der Begleittext und nachdem das für uns eher ungewohntes Terrain ist, glauben wir es einfach. Sehr hohe Qualität, so viel zumindest sei verraten. Und trotz aller E-rnsthaftigkeit macht die Scheibe richtig viel Spaß!

***

POOR MAN’S REVENGE: „Tribulation“, EP

Wenn jemand so ein nettes mail schreibt, dann hat er hier auch ein bisschen Öffentlichkeit verdient. Aber lest einfach selbst:

„…liebes Haubentaucher-Team, gleich vorweg: Wir wissen, dass ihr normalerweise keine EPs reviewed. Als Debütanten in der Grazer Szene wollten wir euch trotzdem unseren Erstling „Tribulation“ nicht vorenthalten. Weniger zum Review, mehr als Schmankerl, damit ihr schon mal von uns gehört habt, wenn die LP ansteht.

Zu uns:

Wir sind Poor Man’s Revenge, ein steirisch-amerikanisches Folk Punk und Americana Quartett. Gemeinsam beleuchten wir mit Banjo, Kontrabass, Gitarre und Waschbrett die dunkleren Seiten der menschlichen Existenz und versuchen, trotz aller Schwierigkeiten, gemeinsam mit unseren Hörer*innen, das Leben zu feiern. Unser Studio-Debüt „Tribulation“ erzählt in 4 Tracks von Verlust, Sucht und Angst, aber auch von Vergebung und Hoffnung.“

So und wie schmeckt das Schmankerl nun? Sehr cool, sehr professionell – beides vielleicht etwas überraschend bei einem Debüt und in dieser Sparte, aber wir meinen es ernst und die auch. Die vier Songs mögen tiefgründige Inhalte haben, sie klingen aber immer schwungvoll bis beschwingt. Dabei allerdings nicht beschwipst wie die Pogues, aber auch nicht so weit weg von dieser Richtung. Die Show der vier am 1. August im Vorprogramm von Kiefer Sutherland (!) im ppc haben wir verpasst. Die nächste Chance bietet sich am 31. August im O’Carolan’s in der Badgasse in Graz. Wir freuen uns einstweilen auf das erste Album. Das sollte ja laut Mail nur eine Frage von Monaten sein.

Wollt ihr vielleicht mal reinhören?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert