Kategorien
Musik Romane

Punkrockbuch des Monats 2

 

H.C. Roth: “Wie aus mir kein Rockstar wurde”, Edition Subkultur

„Und da sind sie auch schon alle, all die coolen Bands. Die Sidekick Maniacs, Sick Of Bourbon, True Emotions, Bounced Of It All, Vomit, Bad Influenced By The Red Flashing Lights Of An American Schoolbus“, schreibt der Anarcho-Liedermacher, Autor und Radio Helsinki Moderator H.C. Roth (HC= HardCore) in seiner unterhaltsamen und selbstironischen Autobiografie „Wie aus mir kein Rockstar wurde“. Und gleich vorweg: Ähnlichkeiten mit den oben genannten Grazer Bands sind gewünscht und beabsichtigt.

Vielleicht kennt ihr den in Graz lebenden Schriftsteller und Musiker persönlich oder auch als Bandmitglied von „Die Fetten Nelken“ und „Fäidaboll“ – oder auch aufgrund seiner unzählig guten Texte und Plattenrezessionen im OX-Fanzine in den letzten 20 Jahren. Roth ist ein rastloser „Textoholic“, schrieb in den letzten Jahren einige coole Kinderbücher („Schnecke mit Helm“, „Frosch mit Socken“ …), weitere Romane („Genpoolparty“, „Der Flug des Pinguins“ …) und ist durch seine Lesereisen und Poetry Slams im deutschsprachigen Raum bekannt. „Wie aus mir kein Rockstar wurde“ ist ein gelungener Rückblick auf die Grazer Punkrock-Szene um die Jahrtausendwende, welche H.C. Roth (und auch der Rezensent!) erleben durften. Gute Zeit!

Dieses Werk lässt auf den ersten Blick einen typischen „Coming of Age“-Roman im Milieu der österreichischen Subkultur vermuten. Wenn dann eventuell noch Provinzanekdoten, Klosterschule und lockere Sprüche ins Spiel kommen, wäre die 08/15-Musikbiografie mit Vorverkaufsrecht für eine ORF-Verfilmung mit Manuel Rubey in der Hauptrolle schon perfekt inszeniert.

Aber dann ist da doch mehr, viel mehr in diesem Buch: H.C. Roth gelingt es, eine persönliche Situation vom Provinzkind bis zur internationalen Lesereise zu beschreiben. Auf subtile und ironische Weise schafft es der Autor, einen Blick auf seine Welt aus Sicht eines Punk-Poeten in gesellschaftskritischer Sprache zu vermitteln. Er verbindet persönliche Erlebnisse und OX-Texte mit Anekdoten. Die Geschichten werden mit interessanten Charakteren der Grazer Bandszene (z. B. Friebi, 50er Max), Kinderfotos von H.C. und Übersetzungen aus dem Österreichischen verfeinert. Speziell die komprimierten bzw. kurzen Kindheitserinnerungen im ersten Drittel des Romans bringen vieles auf den Punkt.

„W.a.m.k.R.w“ schlingert herrlich fahrig ins Gemüt, erzeugt Lachtränen in den Augen der LeserInnen und bleibt ohne den Hang, irgendetwas beweisen zu müssen, in Erinnerung. Der Roman orientiert sich folglich an den Stärken von H.C. Roth: Er ist ein motivierter Erzähler; das vorliegende Werk ist entschlossen – es rockt. Insofern braucht hier auch niemand traurig zu sein: H.C. ist und bleibt ein Punk-Rocker und muss deshalb auch kein Rockstar werden. Ein Roman mit schönen Erinnerungen und Anekdoten. In diesem Sinne: Danke für das Buch. Beste Grüße nach Terminator Town aus Conan City, lieber HC! Dein Bounz it aL

Text und Bild: aL

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert