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Tonträger des Monats Mai / AUT

ANNA ANDERLUH: „Leave Me Something Stupid“, VÖ 7. 5. 2021

Anna Anderluh ist eine vielseitige Künstlerin und sie ist im besten Sinne „meinungsstark“. Neben der Musik und dem Schauspiel ist ihr auch das Engagement für das Sichtbarmachen von Musiker*innen in Österreich wichtig, folgerichtig ist sie im Leitungsteam des Vereins Fraufeld aktiv.

Den Titel des Albums erklärt sie folgendermaßen: In einer Zeit, wo alles nach Optimierung schreit und sogar der Mittagsschlaf zum leistungsfördernden „Power Nap“ stilisiert wird, ist es schön, etwas zu tun, was genau für gar nichts „gut ist“. Die Platte, die deutsche und englische Texte mischt, ist in diesem Sinne auch ein Konzeptalbum mit einem zentralen Thema. Von der Tonalität her ist das gar nicht sooo weit von den guten alten „LiedermacherInnen“ entfernt (Marianne Mendt, Danzer,…), vom Sound her aber eindeutig 2021. Sehr markant in diesem Zusammenhang eine von Anderluh selbst adaptierte Autoharp. Zweites wichtiges Element ist der Gesang und da kann Anderluh mit den ganz großen Frauenstimmen der Gegenwart mühelos mithalten. Und dann gibt es Geräusche von Alltagsgegenständen. Heißt für euch: Ein sehr spannendes Album mit Botschaft. Und vor allem: Zweckfrei, aber absolut nicht sinnentleert. Wenn alles nach Plan läuft, wird das ganze am 21. 5. im ORF Radiokulturhaus in Wien präsentiert. Schön wärs!

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DIE BUBEN IM PELZ: „Geisterbahn“, Noise Appeal Records VÖ 14. 5. 2021

Eine pelzige Boyband, wie sie wohl nur in Wien vorstellbar ist. Sechs Herren mittleren Alters rund um die Ex-Grazer Christian Fuchs und David Pfister (ja, die von FM4), die man im Pressetext nicht gänzlich unberechtigt als „Indie Allstar Band“ bezeichnet. Die Geisterbahn führt tief in die Höhle des Rock’n’Roll, offenbar hat man fürs erste genug von Elektronik und Dance-Zeugs, aber auch von der harten Gangart. Ein wenig Punk-Attitüde gibt es dann aber schon auch und in Summe ist das eine herrliche Retro-Platte, die auch Fans von Kreisky, dem Nino oder dem Voodoo gefallen könnte. Herausragend, das muss man sagen, sind die Drums von Gernot Scheitbauer. Und einen veritablen FM4-kompatiblen Indie-Hit in spe hat man auch in der Geisterbahn versteckt:

Live gibt es die Buben erst im Dezember. Wobei: von einem aus dem Sextett gibt es demnächst mehr auf diesem Kanal hier…

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BAIBA: „Lighter“, VÖ 14. 5. 2021

BAIBA kommt ursprünglich aus Lettland, aber wir geben ihre Platte in die AT-Rubrik. Weil? Sie lebt in Innsbruck, arbeitet in der dortigen „Kulturbäckerei“, ist zuständig für die „Bäckerei Open Mic Sessions“ und organisiert viele Musik-Projekte und Veranstaltungen in der Stadt. „Lighter“ ist eine sehr internationale Platte, wie sie erfreulicherweise in den vergangenen 3-4 Jahren in Österreich immer öfter gemacht werden. Elektronisch, luftig, mit starker Stimme und coolen Sounds. Das Gegengewicht also zur neuen Platte der „Buben im Pelz“ und genau dieses Nebeneinander macht die heimische Szene unserer Meinung nach so spannend. Das mit „international“ ist übrigens nicht unsere Privatmeinung, sondern mit Fakten untermauerbar. Baiba war schon in den „Official European Independant Music Charts“ vertreten und hatte zuletzt Airplay in verschiedenen Ländern. Eine sehr schöne Platte, auch wenn niemand glauben wird, dass sie aus Innsbruck kommt.

SISTER SON: „Out of the Woods“, Pumpkin Records VÖ 26. 3. 2021

Ein Blues-Trio aus Graz, Lisa Kaufmann, Werner Wohlgemuth und Daniel Gutmann, legen mit ihrer Debut-Platte was richtig Feines vor. Ausgehend vom klassischen Genre transferieren sie Country und Blues in die Gegenwart. Die Texte behandeln ebenfalls nicht die Baumwollplantagen des Südens, sondern soziale Fragen, die uns heute beschäftigen. Die neun Songs kann man da gern mehrmals rauf und runter spielen. Und wie bei Pumpkin nicht anders zu erwarten, gibt es das Werk auch in einer schönen Vinyl-Edition. Prädikat: Gar nicht hinterwäldlerisch!

 

FIRN: „Mute“, Natal Rec., VÖ 7. 5. 2021

Firn ist schon so etwas wie ein Grazer Subkultur-Klassiker, ein Mann, der nicht die große Bühne sucht, in diversen Bands aktiv war und eifrigst vor sich hin produziert. „Mute“ ist eine Platte (eigentlich: Download, CD), die ein wenig an die großen Massive Attack erinnert, aber nicht im Sinn von Kopie, sondern von Inspiration. „Mute“ ist allerdings auch nicht nur geschmeidiger und sphärischer Sound mit lässigen Vocals, sondern vor allem auch ein Spiel mit Ruhe und Zeit. Das Album entwickelt sich, rollt sich aus und zieht sich wieder zusammen. Vielleicht die „eingängigste“ Firn-Produktion und das im besten Sinne des Wortes.

 

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