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Tonträger des Monats Februar / INT

ANNA B SAVAGE: “A Common Turn”, City Slang VÖ 29. 1. 2021

Die Britin hatte 2015 mit ihrer ersten EP großen Erfolg, der sie zugleich aber mehr belastete als befreite. Es hat die Jahre dazwischen gebraucht, um sich klar zu werden, wohin der Weg gehen soll. Das Album versammelt persönliche Einblicke mit Referenzen an Edwyn Collins, die Rocky Horror Show, die Spice Girls (!?) und vieles andere. Auch die frühen Prägungen durch die Eltern, die beide klassische Musiker waren, spielen im Werk nach wie vor eine Rolle. Wenn Anna B Savage zu singen beginnt, ist man nach 2 Sekunden Fan. Eine große, kräftige, manchmal dunkle Stimme überrollt einen da. Dazu kommt Gitarre und möglichst wenig sonstiger Firlefanz. Das ganze geht dann aber doch über ein Singer-Songwriter-Album hinaus und erinnert in seiner Tiefe an das eine oder andere Werk der verehrten P. J. Harvey. Subtiler gewiss, mit mehr Frage- als Ausrufezeichen, aber um nichts weniger spannend. Soll heißen: Eine großartige Platte. Im Spätherbst peilt die Lady aus London eine Tour an, die sie zumindest nach Deutschland führen könnte. Vielleicht geht sich dann sogar ein Abstecher nach Ö aus?

Foto: EbruYildiz

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JOHN CARPENTER: “Lost Themes III: Alive After Death”, Sacred Bones Records, VÖ 5. 2. 2021

Ja, richtig gelesen. DER John Carpenter. Der Regisseur, den eh alle kennen, und Komponist, den bei uns nach wie vor nicht alle kennen, hat ein Album herausgebracht, das KEIN Soundtrack ist. Zumindest nicht zu einem konkreten Film. Seine “Lost Themes” Serie ist natürlich sehr wohl die musikalische Begleitung für Carpenters Kopfkino, aber da steckt noch mehr dahinter. Mit seinem Sohn John Cody Carpenter und Daniel Davies zum Trio formiert, spielt der große Cineast mittlerweile auch live – und er hat die Musik zu “Halloween” (2018) geschrieben und performt, die ein großer Erfolg wurde. Was das Publikum von den 10 Songs der neuen Platte erwarten darf: Synthies in allen Lebenslagen. Spacige Sounds von einem, der diese Klänge seit Jahrzehnten kultiviert. Carpenter ist es dabei herzlich egal, ob das jetzt nach Retro klingt (tut es!) oder nach Zukunftsmusik (tut es auch!). Wäre alles perfekt für die Disco, aber in Ermangelung von öffentlich zugänglichen Dancefloors muss eben das Wohnzimmer herhalten. Lautstärke in Richtung Maximum und viel Spaß beim Abflug in Richtung All.

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PARA LIA: “Gone With The Flow”, Vinyl VÖ 12. 2. 2021

Das genaue Gegenteil zu den Space-Sounds von Großmeister Carpenter bildet dieses Duo aus Deutschland. Para Lia ist geradliniger Gitarrenrock, gut abgehangen, aber voller Schwung. René und Cindy Methner haben sich für dieses Album dann sogar mit dem New Yorker Künstler Louis Renzoni  zusammen getan und dabei nicht nur ein Album produziert, sondern auch eine Ausstellung entworfen. Diese sollte in NY und in Berlin gezeigt werden, aber ob der Umstände gibt es nun eine Online-Ausstellung die euch hiermit empfohlen ist. Die Platte mit den 11 Songs beginnt rau, hat aber auch die eine oder andere sensible Seite zu bieten. Nr. 7 “Fire” würde sich als Anspieltipp exzellent eignen.

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THE TINDERSTICKS: “Distractions”, City Slang VÖ 19. 2. 2021

Der schon wieder? Yes! Stuart Staples hat nach dem Album “No Treasure But Hope” aus dem Spätherbst 2019 wieder was Neues. Es ist ihm wichtig zu betonen, dass das keine “Lockdown”-Platte ist. Dazu holt er auch viel zu weit aus. Von frühen Inspirationen aus den 1980er Jahren (Television Personalities) bis zu eigenen Songs ist die Platte reich an Zitaten, aber auch an repetitiven Elementen, die man sich auch erst mal “trauen” muss. Ein Track wie “Man Alone” wird vielleicht im Sumpf beim Ostermayer Fritz gespielt, aber sonst sprengt Staples wohl auch die Konventionen der Indie-Radios. So kommt das Album auch mit sieben Songs aus, aber die sind halt sehr klar gegen den Zeitgeist gern mal zwischen 7 und 11 Minuten lang. Keine Sekunde bereut! Eine extrafeine Scheibe zum Runterkommen.”You’ll have to scream louder” wird für Fans der Tindersticks daher auch nicht notwendig sein.

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JAMES YORKSTON & THE SECOND HAND ORCHESTRA: “The Wide, Wide River”, Domino Records VÖ 22. 1. 2021

James Yorkston und sein Freund Karl-Jonas Winqvist, schwedischer Producer Dirigent und Chef des Second Hand Orchestras, haben hier eine ungewöhnliche und ungewöhnlich schöne Kollaboration auf Platte gepresst. Mit schwedischen Musikerinnen und Musikern wie Peter Morén (Peter, Bjorn & John), Cecilia Österholm (eine der bekanntesten Nyckelharp-Spielerinnen Schwedens), Emma Nordenstam (Klavier & Cello) und Ulrika Gyllenberg (Violine) wurde in drei Tagen ein Album eingespielt, das federleicht und wie aus der Zeit gefallen die Musik in vielen Facetten feiert, von Folk bis Indie-Pop.

 

 

 

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