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Polemikbuch des Monats

Werner Schandor: “Wie ich ein schlechter Buddhist wurde. Essays, Glossen & Polemiken”, edition keiper 2020

Der Redaktion ist ein Büchlein in den Schoß gefallen, der Titel verheißt Läuterung, wenn auch mit mäßigem Erfolg, von einer Annäherung an die buddhistische Lehre ist die Rede. Der Untertitel verspricht ein literarisches Potpourri.

Potpourri ist ein buntes Allerlei, für alle Mitleser*innen, denen der Begriff nicht (mehr) geläufig ist. Wir sind hier in der Sprach- und Erlebniswelt der Ok, Boomer! Generation. Und wie das Buch selbst werden wir uns keinen Millimeter davon entfernen. Aber, um auch die jüngere Generation an der Rezension teilhaben zu lassen: Der Titel ist Lüge. Der Autor hat Buddha safe nicht getroffen.

Vielleicht ist ein „schlechter Buddhist“ auch ein Euphemismus für das schleichende Altern, das uns alle aus der Generation vor X, Y und Z (lese: ex, why und zed) befällt: diese Gefühlsmischung aus Nostalgie, leisem Bedauern und dem Wissen, dass die Vergangenheit nicht unbedingt super war, die Zukunft allerdings auch nicht gerade Besserung verspricht. Und im Lichte dieser eigenartigen Stimmung, die ja auch das aktuelle Jahr mehr denn alle vorangegangenen auszeichnet, trifft Werner Schandor den Nerv der Gegenwart.

In der vorweihnachtlichen Zwangsquarantäne eignet sich das Buch gut, um die eigene Misanthropie abseits der Social Media Kanäle zu nähren. Oder aber auch, um – im Gegenteil – darüber nachzudenken, ob der Autor sein Werk den Ansichten des im Essay zitierten Philosophen Hans Vaihinger untergeordnet hat. Nämlich, dass wir alle einer großangelegten Überwucherung der Mittel über dem Zweck erlegen sind. Als ob!

Bild und Text: Gastautorin MB

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