Kategorien
Buch des Monats Sachbücher

Sachbuch des Monats

Markus Hengstschläger: “Die Lösungsbegabung”. Ecowin 2020

Hengstschläger ist a) Genetiker mit schöner akademischer Karriere und b) erfolgreicher Sachbuchautor (“Die Durchschnittsfalle” u.a.). Aber warum genau lacht dieses Buch mit dem seltsamen Titel nun schon seit Wochen von der Spitze der österreichischen Sachbuch-Bestsellerliste? Um dies zu erfahren, haben wir es gelesen. Erst zögerlich in kleineren Portionen. Dann auf einen Sitz. Zweiteres ist besser, weil man so den Argumenten leichter folgen kann und auch Dubletten rascher als solche erkennt.

Was für das Buch spricht: Es stellt die richtigen Fragen – zum Beispiel: Wird die Zukunft eigentlich mit all unserem Wissen vorhersehbarer oder noch unsicherer? Und Hengstschläger versucht sich an Antworten. Auch wenn am Ende, wie so oft in diesem Genre, alles ein wenig vage bleibt. Grundthesen gibt es jedenfalls einige. So etwa, dass “Lösungsbegabung” aus vielen Elementen besteht, manche genetisch, andere nicht. Um irgendwas lösen zu können, muss man unbedingt zugleich Vorhersehbares und Unsicheres angehen.

Die Zukunft hat eben einige Überraschungen für uns auf Lager, die nur die Schnelleren und Geübteren rechtzeitig checken. Das mit der Übung ist Hengstschläger neben der Suche nach Talenten ohnehin enorm wichtig, gefühlt auf jeder fünften Seite ist zu lesen, wie wichtig es ist, die “Extrameilen” zu gehen. Was spricht tendentiell noch für das Buch und erklärt auch seinen Erfolg bei einem breiteren Publikum: Der Stil ist relativ einfach. Es gibt Appelle im Hülle und Fülle. Keine Fußnoten “stören” den Lesefluss und doch gibt es viele viele Literaturhinweise. Das kann streckenweise recht mühsam werden, wenn der Autor Zitat an Zitat, Querverweis an Querverweis reiht, fast ohne Übergänge.

Wie das in diesem Segment halt auch nicht untypisch ist: Man hat schon zu Beginn den Eindruck, seine Kernthese ließe sich vermutlich in 1-2 Sätzen ausdrücken, die restlichen 250 Seiten galt es aber auch zu füllen.Weil sonst: Pixie-Buch. Bringt nicht viel.

Aber: Es ist ein Buch, das Hoffnung macht, Optimismus bzw. Possibilismus verströmt. Was das jetzt wieder sein soll? Auflösung im Buch. Interessant ist die “Lösungsbegabung” dann auch weniger durch relativ banale Stehsätze, sondern viel eher durch den einen oder anderen Blick hinter Hengstschlägers Kulissen, wie das “Surprise Factors Symposium”, das spannend klingt.

Angenehmer Nebeneffekt: Hengstschläger stellt in aller Kürze alles vor, das irgendwie zu seinen Thesen passt. Sei es “disruptiv” oder “open Innovation”. Im Übrigen: Süß, wie er seine kurzfristige Affinität für den Punk nacherzählt. Was ihn gestört hat? Das “No Future”. Aber gut, es gibt dann auch wirklich spannende Einblicke in “Geo-“, “Climate-” und “Human-Engineering” im Zusammenhang mit Klimawandel. Interessant auch seine Passagen zur Serendipität (man findet zufällig Lösungen für Probleme, obwohl man nach was anderem gesucht hat). Und am Ende weiß man doch tatsächlich ein bisschen mehr als davor und das ist ja nun bei weitem nicht bei allen Schlaumeier-Inspirations-und-Motivationsbüchern so.

Kompliment!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert