Martin Kolozs: Das Dibbuk Experiment, TEXT/RAHMEN Verlag
„Sie müssen essen, Pater, um wieder zu Kräften zu kommen! Mit leeren Magen ist der Teufel nicht zu besiegen – sehen Sie mich an“, er rieb sich seinen Bauch und grinste zufrieden, „mich kann kein Höllenhund so leicht huckepack nehmen und forttragen.“ – so Martin Kolozs in seinem Thriller mit dem Titel „Das Dibbuk Experiment“. Er präsentiert einen spannenden Krimi zwischen Exorzismus und geheimnisvollen Machenschaften in der katholischen Kirche. Kundig und behutsam hantelt sich der Autor vor und bewegt sich stringent zwischen Erde und Hölle.
Der in Graz geborene Martin Kolozs studierte Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Innsbruck. Diese Themen finden sich in seinen bisherigen Texten und veröffentlichten Büchern wieder. Der 42-jährige Schriftsteller balanciert in „Das Dibbuk Experiment“ sprachlich solide und geheimnisvoll, transportiert Beziehungen, beschreibt morbide Szenarien hinter Kirchenmauern und formuliert fachkundig. Die 227-seitige Erzählung ist ergreifend und spannend – manchmal jedoch auch sprunghaft und verwirrend. So entsteht der Eindruck bei der Lektüre, dass dieses Buch auch durchaus länger hätte ausfallen können.
Der Priester Tom Kessler untersucht im Auftrag der Kirche, ob Menschen von Dämonen besessen oder psychologisch erkrankt sind – keine leichte Aufgabe für den Geistlichen. Schließlich hängt von seiner Einschätzung die mögliche „Therapie“ ab, ob diese Menschen exorziert werden oder in der Psychiatrie landen. Im Auftrag des Bischofs wird Kessler in die Heilige Stadt entsandt, um den Fall einer „besessenen“ Ordensschwester zu untersuchen. Doch zwischen dicken Stadtmauern und kirchlichen Intrigen sind nicht nur Dämonen seine Feinde.
„Das Dibbuk Experiment“ ist kein im Detail durchkomponierter Kirchenkrimi wie Umberto Ecos „Im Namen der Rose“. Was dem Buch denn auch in manchen Szenen fehlt, ist ein gewisses Maß an Unberechenbarkeit. Nichtsdestotrotz wirkt die Geschichte unter dem Strich absolut stimmig. Und spannend. Amen!
Text und Bild: aL 2020