Ferdi Kräling: „Jochen Rindt. Der erste Popstar der Formel 1“, Verlag Delius Klasing, 3. Auflage Juli 2020
Fotograf Ferdi Kräling ist ein Großmeister seiner Klasse. Er hat über 500 Grand Prix fotografiert, in Summe gut und gerne 2.000 Autorennen. Niemand aber hat ihn so fasziniert wie Jochen Rindt. Der Mann, der als Waisenkind bei den Großeltern in Graz aufwuchs, war nicht nur ein phantastischer Rennfahrer, sondern auch ein Draufgänger, ein Mann mit Charisma und Charme. Er hatte das, was man ein markantes Äußeres nennt. Seine wunderschöne Frau Nina trug zu seinen Popstar-Qualitäten maßgeblich bei. „Es hat mich immer gerissen, wenn ich Fotos vom Jochen gesehen hab“, wird Niki Lauda im Buch zitiert. „Er hat dreing’schaut wie einer, der was ist.“
Das war er auch, in jedem Moment, auf jedem Foto, bis zuletzt. Im September 1970, also vor 50 Jahren, verstarb Rindt nach einem Unfall in Monza. Sein Lotus war ohne Flügel ins Rennen gestartet. Ein Wagnis, das zwar nicht direkt für den Crash verantwortlich war, aber dennoch von dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn zeugt, den man damals im Rennsport offenbar beschreiten musste, um vorne sein zu können.
Das Schönste an diesem fast durchgängig in Schwarzweiß gehaltenen Buch ist, dass man Rindt nicht nur im Formel 1 Wagen sieht, sondern in fast allen Lebenslagen. Bei Meetings, Presseterminen, Show-Rennen, Momenten der Privatheit. 9 Jahre werden penibel dokumentiert. Und das nicht nur bildlich.
Ein weiterer Großmeister der Rennsportreportage, Herbert Völker, hat nämlich Texte beigesteuert, die vor allem jüngeren Leser*innen helfen werden, den Mythos Rindt zu verstehen. Die spektakuläre Linie des Österreichs, die Rennstrategien, der Aufbau eines Boliden. Wenn Völker ins Detail geht, wird es nicht langweilig – sondern spannend.
Es ist dies der seltene Fall eines Buches, das einem dann doch zu kostbar scheint, um es zu verschenken. Und das sogar Leute begeistern könnte, die mit Formel 1 absolut nichts am Helm haben.