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Tonträger des Monats März / Int.

CALLAZ: „Callaz“, VÖ 28. 2. 2020

Klingt erst mal nach New Wave, dann nach Synthie-Pop. Und jetzt die Überraschung. Das Album kommt aus Portugal und zwar von einer Musikerin, die eigentlich Maria Soromenho heißt. Bisher stehen zwei EPs zu Buche, ein paar Videos und ein Sound, der sanft, verspielt und doch vom ersten Moment an mitreißend ist. Hat echt nichts mit Touristen-Fado zu tun, falls jemand das jetzt gedacht haben sollte. Nein, das ist feiner Pop. Und kann auch ohne Exotinnen-Bonus jederzeit im Club oder im lässigen Wohnzimmer aufgelegt werden. Wobei: so wie wir das sehen, gibts das Album bei uns leider nur digital. Nur für den Fall, dass jemand gerade in der Gegend ist: am 14. März präsentiert Callaz „Callaz“ in Lissabon. Wir hoffen doch, von Callaz noch mehr zu hören. Und zeigen auch jetzt noch ein kleines Video. Der Song ist zwar gar nicht auf dem Album, aber er hat so einen schönen Ö-Bezug. Weil nämlich: „Romy Schneider„.

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Von Portugal nach Finnland. Zum großen:

JIMI TENOR: „NY, Hel, Barca“, Bureau B, VÖ 6. 3. 2020

Einer der Lieblings-Finnen dieses Hauses erfährt eine verdiente Würdigung. Das Doppel-Album (Vinyl, CD, digital) versammelt 20 Stücke aus seinen frühen Jahren, die sonst nur mehr auf den ersten sechs vergriffenen Alben zu finden sind. Wir reden hier über die Jahre 1994 bis 2001 und es ist mehr als erstaunlich, welche Coolness, welche Abgebrühtheit, welche Stilsicherheit da bereits in Tenors Sounds steckte. Das ist natürlich alles erst einmal sehr schön bunt und vieltönig, dann aber auch stylish, spacig und zugleich entspannt jazzig. Der Titel verrät es schon, die Songs entstanden u.a. in NY und gerade das hört man sehr eindeutig bei aller Werktreue.

Die Platte mit Hammer-Stücken wie dem fiepigen „Fantom, the Wandering Ghost“ oder dem robot-kraftwerkigen „Ter Smies“ ist ein Muss für jeden Sammler und ein enorm großartiges Geschenk für Leute, die sonst schon alles haben. Finnen-Disco vom Feinsten!

Und ganz cool und sehr bald, nämlich am 4. 3.:
Jimi Tenor live in Graz bei Elevate!

Foto (auf der Startseite): Jimi Tenor © Tiina Huczkowski

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SPT: „Synthpop is Dead“, SPT Records / Shitkatapult, VÖ 28. 2. 2020

SPT steht für Stephen Paul Taylor, einen kanadischen Musiker, der sich seit geraumer Zeit in Berlin herumtreibt. Wer Videos wie den Tetris Song gesehen hat (und SPT hat immerhin ein paar Mio. Follower auf Youtube!), der wird auch eine gewisse Seelenverwandtschaft zum Herrn Tenor weiter oben feststellen:

Glitzer, Glamour und eine Überdosis Synthie, das mag ein wenig an New Order erinnern oder aber an den hier schon öfter gelobten ROBOT. Aber SPT ist dann doch seine eigene Religion, denn es ist nicht einfach Pop, es hat was Hinterfotzig-Punkiges inkludiert. Taylor ist viel herumgekommen und das hört man auf dem neuen Album besonders schön am allerletzten Song, dem krachigen „Dr. Deutschland“, der eine Hommage an DAF sein könnte. „Ich hab Schmerz, ich hab Pflaster. Meine Mutter ist ein Doktor. Mein Vater ist eine Krankenschwester“. Oh yeah, was für eine abgedrehte Welt zwischen darkem Untergrund und bombastischer Farbexplosion.

Aber warum dieser finale Albumtitel? SPT sagt darüber: „I came up with the album title after watching a YouTube video by the channel ‚Watch Mojo‘ entitled ‚The Top Ten Dead Music Genres‘. In this video, they claimed that Synthpop is dead. Since everybody said I was a Synthpop artist, I was astonished to discover that the genre I play is considered ‚dead‘.“

Und als bräuchte es einen Beweis: Die Platte zeigt ganz genau, dass da gar nix gestorben ist. Ja noch nicht mal streng riecht… Demnächst übrigens auch auf Tour zu verifizieren. Von Berlin über Montreal nach NY und retour nach Schweden. Nur um Österreich macht Mr. Taylor leider einen großen Bogen. Bitte ändern!

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TIM FREITAG: „Monsters Forever“, Noodle Soup Records, VÖ 13. 3. 2020 

Nach Finnland, Berlin, NY, Helsinki, Barcelona und Portugal nun in die Schweiz. Tim Freitag ist ein Quintett aus Zürich. Eigentlich dem Indie-Rock zugeordnet, ist die Monsters-Platte eindeutig Pop. Und zwar genauso wie man ihn heute gern macht. Ein bisschen Hall, ein bisschen das Gefühl einer großen Konzert-Location, die Hymne immer vorsichtshalber im Gepäck, dabei aber immer schön Club-tauglich bleiben. U2 von heute, für Leute, die gar nicht soooo gerne Mainstream sind. Inklusive ein paar Spielereien aus dem Proberaum. Sehr nett, gar nicht monströs…

 

 

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