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Leben mit dem Virus. Teil 3: Chur.

Das Corona-Virus hat die Welt in weiten Teilen lahm gelegt. Wir wollen zeigen, was abseits der medialen Schlagzeilen vor sich geht. Teil 3: Ein Leser aus der Schweiz über seinen Alltag.

Chur.

Wirft man um die Mittagszeit einen Blick aus dem Fenster, bemerkt man schnell, dass es kein gewöhnlicher Tag ist. An einem gewöhnlichen Tag wäre um diese Zeit der Parkplatz vor dem Fastfoodladen gegenüber nämlich gerammelt voll. Aber seit dem Virus stehen nur gelegentlich ein paar verhinderte Konsumenten vor verschlossenen Türen und mittlerweile auch vor einem verschlossenen “Drive-In“. Für uns bedeutet dies ruhigere Tage und Nächte und einen sauberen Vorplatz. Da meine Freundin und ich in dieser Situation wie viele hier von zu Hause aus arbeiten, bekommen wir die Ruhe auch vermehrt mit. Zum Glück wohnen wir nicht in einer Großstadt wie Zürich auf engstem Raum, sondern im Graubünden, wo auch noch ein bisschen unverbaute Fläche zwischen den Gebäuden besteht, so können wir wenigstens mehrmals täglich mit dem Hund spazieren gehen, ohne auf all zu viele Leute zu treffen.
Wobei man dieser Tage nur wenige Leute auf der Straße sieht. Meist andere Hundebesitzer oder Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkauf und das obwohl die ersten Tage seit der Verschärfung der Maßnahmen noch Bilder im Fernsehen zu sehen waren, auf denen Menschenmassen entlang des Zürichsees dicht gedrängt die Sonne genießen. Aber auch wenn die Schweizer tunlichst davon absehen, Verbote auszusprechen – gewöhnlich handelt es sich um „Empfehlungen des Bundes“ – so halten sich doch die meisten daran. Es wäre ja auch unvernünftig, sich nicht daran zu halten, denn damit würde man ja der Wirtschaft einen noch größeren Schaden zufügen und das ist eigentlich die größte Angst hier in der Schweiz.

Dabei steht nicht so sehr die Angst des Einzelnen vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit im Fokus, sondern mehr die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf den allgemeinen Wohlstand hier. Die Maßnahmen beim Einkauf – Abstand halten, desinfizieren, beschränkte Menge an Personen in Lebensmittelgeschäften – stören hier niemanden, man hält sich einfach daran, wahrscheinlich auch weil die Infektionen im (an Italien grenzenden) Tessin, in den letzten Tagen explosionsartig angestiegen sind und die Medien einem die Situation tagtäglich ins Bewusstsein rufen.

Doch gerade auch wegen dem Fokus auf die Wirtschaft und die damit verbundenen Auswirkungen, gibt es vermehrt kritische Stimmen hinsichtlich der vielen Maßnahmen, die auch in anderen Ländern gelten, wie den Absagen von unzähligen Veranstaltungen und dem Schließen von Geschäften. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Zahlen aus dem Gesundheitsbereich werden aber auch erst retrospektiv aufschlussreiche Ergebnisse liefern und so wird dann hier – typisch schweizerisch – die Situation analysiert werden, damit man Schlüsse für das zukünftige – typisch schweizerische – pragmatische Handeln ziehen kann.

Text und Foto: Felix aka Baron vom Berg

 

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