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Buch des Monats

Boykottbuch des Monats Dezember

Johannes Bröckers: „Schnauze, Alexa. Ich kaufe nicht bei Amazon“ Westend Verlag 2018

Der Autor führt ein „Büro für strategische Beeinflussung“, er weiß also Bescheid. Wie man Kunden manipuliert, wie man Steuern spart, wie man Händler und Lieferanten ausquetscht. Einer weiß das alles allerdings noch viel besser: Amazon-Chef Jeff Bezos, den Bröckers immer wieder „Bözos“ nennt. Verunglimpfungen des Namens sind eigentlich ein ziemliches no-go, aber das ist nicht das Schlimmste, das man diesem Buch (und leider auch dem an sich sehr feinen Verlag!) vorwerfen kann. Das Schlimmste nämlich verbirgt sich hinter diesem Link: Schnauze.

Ja, richtig gesehen, das Buch, das wortreich und in Kampfrhetorik das Einkaufen bei Amazon anprangert, gibt es natürlich auch bei Amazon. Das kann man, wenn man will, subtiles Guerrilla Marketing nennen, wir finden es eher ziemlich peinlich. Abgesehen davon ist „Schnauze, Alexa“ leider auch sonst recht enttäuschend. Es finden sich klarerweise eine Reihe von Argumenten, aber keines davon ist irgendwie besonders neu oder originell. Um es klar zu stellen: Wir kaufen so gut wie nie bei Amazon – und wir finden es zumindest im urbanen Raum auch nicht wahnsinnig schwer, den Internet-Fast-Monopolisten zu meiden.

Wir hätten uns von Bröckers daher weit mehr erwartet als eine Wiederholung bekannter Fakten, vom Steuersparen bis zum fragwürdigen Umgang mit ArbeitnehmerInnen. Zum Beispiel hätte man Alternativen aufzeigen können. Wo kann man denn vielleicht doch vernünftig online kaufen? Wie könnte man den stationären Handel unterstützen – sowohl als Kundschaft als auch von politischer Seite? Was sollten die Verlage tun? Aus österreichischer Perspektive hätte es sich etwa ausgezahlt, sich die Niceshops anzusehen, die sich als freundliches Gegenmodell zu Amazon positionieren. Es wird sicher auch in Deutschland vergleichbare Anbieter geben. Aber so bleibt Bröckers beim Lamentieren und dafür bräuchte man dieses Büchlein nicht.

PS.: Ein veritabler Tiefschlag für den Autor lauert womöglich ganz am Ende des Amazon-Links…

PPS: Hier kann man zumindest eine symbolische Handlung gegen die Steuervermeidungsmaschine Amazon setzen: Unterschreiben bitte

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