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Sachbuch des Monats: Ski Macht Spiele

Nicola Werdenigg: “Ski Macht Spiele”, Leykam Verlag 2018 *

Seit die frühere ÖSV-Rennläuferin Nicola Werdenigg (geborene Spieß) in der Tageszeitung “Der Standard” ihre persönliche Geschichte samt dem Erleiden sexualisierter Gewalt schilderte, ist im Ski-Verband und im Ski-Business die Großwetterlage auf frostig gestellt.

Unzählige Presseberichte und User-Kommentare später legt Werdenigg nun in Buchform nach. “Ski Macht Spiele” verbindet eigene Erfahrungen mit generellen Anmerkungen zur Historie des Ski-Rennsports in Österreich, zum Eingehen auf Missbrauchsfälle gegenüber jungen Sportlerinnen und Sportlern, zum scheinbar allmächtigen Ski-Zirkusdirektor Peter S. und den Verflechtungen zwischen Medien, Industrie und Verband.

Man könnte nun glauben, Werdenigg würde wortreich und wütend Ungerechtigkeiten aller Art anprangern, doch ihr Stil bleibt nüchtern und analytisch. Es geht ihr sichtlich nicht darum, alte Rechnungen zu begleichen, sondern kranke und krank machende Strukturen zu hinterfragen und damit einer jungen Generation Zustände zu ersparen, wie die Autorin selbst sie erleben musste. Interessant ist ja in diesem Zusammenhang, dass zwar etliche Ex-Sportler/innen und Trainer/innen Werdeniggs Schilderungen bestätigen, von ganz oben aber immer noch der Deckel auf den Dampfdruckkochtopf gehalten wird.

Jetzt, wo die Saison beendet ist, sollten daher nicht nur Sportfans, Gerechtigkeitsanhänger und generell kritisch denkende Menschen, sondern insbesondere auch Aktive, Eltern, Trainerinnen und Trainer und Funktionäre zu diesem knappen Buch greifen. Es ist flott und flüßig voller winterlicher Wortspiele geschrieben und versteht sich als Appell – ebenso wie die von Werdenigg mit begründete Initiative #wetogether, an die auch die Reinerlöse dieses Buchprojekts gehen sollen. Wer sich nach der Lektüre weiter engagieren will, sei auf das Crowdfunding-Vorhaben verwiesen.

Im Haubentaucher-Interview unmittelbar vor der Buchpräsentation in Wien am 15. 3. 2018 erzählt Nicola Werdenigg überdies, welche Erfahrungen sie seit dem Erscheinen des ersten Standard-Artikels machte und warum sie bei den Grazer Olympia-Plänen äußerst skeptisch bleibt:

* wegen der Transparenz wärs: Der Autor dieser Zeilen hat ebenfalls bereits beim besagten Verlag publiziert, darüber hinaus ist Nicola Werdenigg Haubentaucher-Leserin der ersten Stunde. Was nichts daran ändert, dass ihr Buch in jeden österreichischen Haushalt gehört, der auch nur am Rande mit Sport zu tun hat.

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