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Musik

Tonträger des Monats Februar / Ö

WÜST: “DEFORM”, hoermirzu 2018

katharina klingerkrenn und andreas klingerkrenn hat es vor geraumer Zeit von Graz nach Leipzig verschlagen, der Haubentaucher hat ausführlich darüber berichtet. Andreas “Ondi”, zumindest in Graz und Wien bekannt und beliebt für seine frühere Rolle bei der Kult-Band Viech und für diverse Solo- und Duo-Projekte schlägt mit seiner Frau auf dem neuen Album überraschend düstere Töne ein.

Die Stimme klingt wie aus der Gruft, die Synthies von Katharina sorgen zusätzlich für Gänsehaut. Und Thommy Poller an den Drums komplettiert die Atmosphäre zwischen verlassenem Jahrmarkt, Underground-Disco und Horrormovie-Vorstellung. Wie eh eigentlich immer bei den Klingerkrenns ist das hier kein rasches Konsumgut für die geist- und ahnungslose Masse, sondern ein Edelstein, der erst bei mehrmaligem Anhören so geschliffen wird, dass er zu glänzen beginnt.

Ein wüst-schönes Konzeptalbum, wie es nur bei gegen den Strich gebürsteten Menschen mit viel Talent und wenig ökonomischem Interesse noch möglich ist. Live waren die drei Wüstlinge gerade in unserer Gegend, wer sie versäumt hat, muss sich zur Strafe diese Platte runterladen und darf dafür gleich selbst den Preis festlegen (ab 1 € aufwärts). Oder man zahlt 5 EUR für eine Kassette. In diesem Fall gibt es das starke Artwork von schreier johann oben drauf.

rosensprung: “Dunkle Energie”, Blauschacht 2017

Und gleich nochmal Düsternis und Dunkelheit aus heimischen Landen. rosensprung sind vier nicht mehr ganz junge Herren aus Wien, die bevorzugt in schwarz gekleidet sind, die Stimme auf Moll legen und irgendwo zwischen Punk, Rock und No Future unterwegs sind.

Aber nix mit Retro, die Reise geht ins All – vermutlich letztlich in eines der vielen schwarzen Löcher im Universum. Ebenso wie Klingerkrenn veröffentlicht rosensprung auf dem eigenen Label und schert sich wenig um die Gesetzmäßigkeiten der Musikindustrie. So sind manche Songs bereits 2012 aufgenommen worden, anderes dauerte offenbar Jahre, bis es nun auf CD gepresst wurde.

Zur klassischen Bandbesetzung mit Gitarre, viel Synthie, Drums und Bass kommt bei “Dunkle Energie” phasenweise auch ein Sax, ein Horn und ein Theremin. Und auch wenn der Name eher auf ein deutsches Pop-Duo schließen lassen würde, das hier kletscht erstklassig und Gesäusel ist nicht. Wenn jemand eine dezente Parallele braucht: Ab und an klingt so etwas wie Seelenverwandtschaft zu den Grazern Love God Chaos durch. Was Tobias Leibetseder, Roland Csaska, Gernot Machart und Robert Kern da vorlegen, ist für Feinspitze. Und die sollten sich am 28. 2. nichts vornehmen. Da gibt es rosensprung nämlich im fluc am Praterstern.

Foto: rosensprung © by Niki Wytoszynskyj

Erstes Wiener Heimorgel Orchester / Clemens J. Setz: “Rund. Der ausgestorbene Astronaut”, EWHO Ohm Records 2016

Eine kleine, aber feine CD haben wir zum Schluss auch noch entdeckt, als wir im Dezember die neue Platte des Heimorgel Orchesters besprachen. Die zwei Songs mit Texten des Grazers Clemens Setz passen perfekt zum immer deutlich werdenden Schrägheitsfaktor des Autors und Instagrammers.

“So rund war ich schon lang nicht mehr”. Poetisch, verdreht, verworren, zauberhaft. Dort, wo selbst der grenzgeniale Fred vom Jupiter nie hingekommen ist.

Die Heimorgler gibt es, wie schon hier vermerkt, am 3. 2. im Forum Stadtpark. Vielleicht darf man sich einen der beiden Songs als Zugabe wünschen?

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