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Musik

Tonträger des Monats Jänner / Int.

Len Sander: “The Future of Lovers”, Mouthwatering Records, VÖ: 26. 1. 2018

Len Sander, nie gehört? Nein, das ist kein kanadischer Solo-Artist, sondern eine junge Truppe aus Zürich. In der Schweiz gelten die Herrschaften seit ihrem ersten Album 2015 als die Band mit den besten Exportchancen im Qualitätssegment. Internationale Stationen wie die BBC haben das mittlerweile auch gecheckt, die vergangene Tournee war entsprechend dicht.

Bei uns aber ist die Electro-Pop-Band noch relativ frisch – obwohl sie auch in Österreich schon gespielt hat. Und dieses wieder tut: Ihr sanftes, von Sängerin Blanka Inauen stark geprägtes, Album werden sie ab Feber zuerst in der Schweiz und dann auch hierzulande vorstellen. Genaue Tourtermine folgen.

Inzwischen darf man sich auf 11 Indie-Pop-Perlen freuen, die Len Sander in geschmeidigem Sound und mit verträumter Stimme präsentieren. Pure Magic mit einer Menge Hit-Potenzial. Inhaltlich dreht es sich meistens ums Zwischenmenschliche. Besonders schön: “The modern cult of love”.

Calexico: “The Thread that keeps up”, City Slang, VÖ: 26. 1. 2018

Calexico, das muss man wohl niemandem mehr vorstellen oder? Joey Burns, John Convertino, Martin Wenk, Jacob Valenzuela, Sergio Mendoza, Jairo Zavala Ruiz und Scott Colberg verkörpern seit dem Jahr 1996 so ziemlich das genaue Gegenteil von US-Präsident Trump. Sie haben a) keinerlei Berührungsängste mit Mexiko und b) Geschmack plus Anstand.

Ihr neues (und insgesamt bereits neuntes) Studio-Album ist übrigens nicht in Tijuana entstanden, sondern in einem nordkalifornischen Kaff. Es geht zurück an den Start. Staubiger Rock bekommt gegenüber dem Folk und dem Mariachi wieder ein dezentes Übergewicht.

Es war eh schon an der Zeit, wenn man uns fragt. Und so ist das Album auf sehr wohltuende Art “amerikanisch” – voller Kraft und Saft und gerne auch ein bisschen räudig, muffelig. Lässig, aber auch mit Schwerpunkt nach vorne. Attacke! Sehr g*** Platte mit “Flores y tamales” als absolutem Highlight. Im März live in Linz.

Paper Lions: “Full Colour”, Fountain Pop Records, VÖ: 12. 1. 2018 

Jetzt aber: Die Paper Lions stammen wirklich aus Kanada. Und wie es bei Len Sander Brüderlein und Schwesterlein sind, die gemeinsame Sache machen, so sind es hier die Gebrüder John und Rob MacPhees, die im Duo singen und Songs schreiben. Insgesamt sind vier Herren am Werk, die in ihrer Heimat seit Jahren als große Nummer im Indie-Zirkus gelten.

Die Platte startet fast schon zu poppig, steigert sich aber von Song zu Song zu einem echten Glücksgriff. “Arena-sized pop nuggets” meinten die Kollegen von PopMatters zurecht. Das Ding ist gülden und es ist glänzend in jedem Sinne.

Lasst es scheinen in düsteren Hallen. Kauft es, geht zu den Shows, lasst euch die Platten signieren. Die Paper Lions haben es sich verdient. Durch jahrelange Arbeit an einem Album, das nur bei oberflächlichem Anhören leicht daherkommt wie Zuckerwatte. Sehr schön! Am 13. 2. in Linz, am 17. 2. im “Fümreif” in St. Georgen, am 18. 2. beim Böllerbauer in Haag und am 20. 2. im Haus der Musik in Wien. In Graz leider mal wieder Fehlanzeige…

Ok Sweetheart: Far away. Label: Ok Sweetheart / Awal, VÖ 9. 2. 2018

Aber dafür kommt die auch sehr supere Erin Austin in die steirische Hauptstadt – und zwar (logo!) in die Scherbe. Erin nennt sich Ok Sweetheart, ihre Stimme ist muy muy grande, der Sound entspricht genau dem, was man 2018 gern noch öfter hören würde: Knackig, aber nicht überladen, flott, aber nicht hektisch. Aus vollem Herzen. Dass Erin aus Seattle kommt, hätten wir jetzt nicht gleich vermutet, ist aber auch nur zur Hälfte wahr. Denn eigentlich ist sie ein Kind vom Land. Der Papa ein Jäger und Fischer, die Mama Krankenschwester und der erste Kontakt mit Musik war der Kirchenchor. Mrs. Sweetheart ist nach wie vor kein schillernder Popstar und auch keine wütende Rocklady, sie steht für Geradlinigkeit, Natürlichkeit und Songs, die einen geradezu süchtig machen nach mehr. Das haben in den vergangenen Jahren nicht nur zahlreiche Musikerkollegen gemerkt, sondern auch TV-Produzenten und Werbeagenten, die ihre Songs gerne als Hintergrund nutzten. Herzzerreißend kann sie singen, Grundgütiger! Bitte bald ein ganzes Album, die EP mit fünf Songs reicht uns nicht – ist aber trotzdem in der Bestenliste gelandet. Und womit? Mit Recht!

6.2. The Lovelace | München
7.2. Haus der Musik | Wien
8.2. Academy | Salzburg
9.2. Linse | Weingarten (DE)
11.2. Böllerbauer | Haag (AT)
12.2. Die Scherbe |Graz
14.2. Ä |Berlin

Das nachfolgende Video ist zwar schon ein paar Jährchen alt, aber es zeigt schöner als die jüngeren Filmchen, die man von Erin auf Youtube findet, wie die großartige Sängerin live agiert. Soll heißen: Wer diesen Auftritt versäumt, ist selber schuld!

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