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Ausstellung des Monats (mindestens)

Dietmar Jakely: BIOGRAFIK. Zu sehen bis Ende des Jahres im Kürbis in Wies.

Jakely, 1954 in Villach geboren, absolvierte die Ortweinschule in Graz und lebt seit 1975 als freischaffender Künstler und Grafiker in Graz. Seine ausgesprochen sehenswerte Ausstellung in Wies beruht auf einer spannenden Idee: Die eigenen Fotoalben durchwühlen, Aufnahmen aussuchen, bei denen man womöglich den einen oder die andere gar nicht mehr zuordnen kann und: Nachzeichnen.

Die Bilder sind nicht nur kunstvoll, sie sind auch ein Stück Fotografie- und Zeitgeschichte und sie beweisen mit ihren Texten einen deutlichen Sinn für trockenen Humor.
Der Haubentaucher hat Dietmar Jakely aus diesem Anlass zum Interview gebeten…

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Wie kam es zum Projekt? Und wie entstand die Idee, Fotos nach zu zeichnen? 
Dietmar Jakely: Einen Ursprung der Idee “nach Fotos zu zeichnen” kann ich nicht orten. Schon in den späten 1970er Jahren zeichnete ich Portrais von Literaten. Das “Projekt” kam dann zu mir. Bereits 2015 entstanden Zeichnungen nach Fotografien oder von Einladungskarten, z.B. eine von Gerald Brettschuh, der alten Sterzbekanntschaft. Ich hatte damit nichts Konkretes vor – außer, dass ich dann dem Gerald eine Zeichnung zum runden Geburtstag geschickt habe, und weil ich nicht zu seiner Vernissage kam – ich war zwar dort, bin aber nicht rein, weil mir zu viele Bürgermeister herumschwirrten. Dann kam, etwas überraschend, die Einladung zur Jahresausstellung in Wies. Ich arbeitete mich durch das Familienalbum und meine analogen und digitalen Bildarchive. Es entstanden kleine Serien: Babies, Familienmitglieder, Freund*innen, Selbstportaits, Kunstwerke und Künstler*innen sowie “Orte wo ich bin, einmal war oder gerne gewesen wäre”. Und das Biografische drängte sich – vorerst noch unerkannt – mehr und mehr in den Vordergrund. Irgendwann bat ich Wenzel Mraček um die Beschreibung meiner Arbeiten und während ich noch tagtäglich drauflos produzierte, erkannte und formulierte er schon früh Zusammenhänge. Sein treffender Titel für die Ausstellung “Biografik” entstand mitten im Arbeitsprozess.

Haben Sie bei der Auswahl bestimmte Kriterien angelegt? Zum Beispiel nicht zu viele Leute drauf… 
Jakely: Nein, zumindest nicht mit Absicht. Ausgenommen die gewählten kleinen Papierformate. Das Vermerken von Informationen oder Assoziationen auf den Zeichnungen war und ist mir wichtig.

Wie viele Bilder haben Sie insgesamt dafür verwendet? Aus welchen Jahren stammen die Fotos? Und wer hat sie (alles) gemacht?  
Jakely: Für diese Ausstellung habe ich mehrere tausend Fotos gesichtet. Knapp 400 davon habe ich gezeichnet, 150 Arbeiten sind aktuell in Wies zu sehen. Das verwendete Fotomaterial entstand in den letzten 5 Jahrzehnten, viele gezeichnete aus den 1970er und 1980er Jahren. In der Ausstellung findet sich sogar ein Beispiel aus dem Jahr 2017: Die Zeichnung von einem “Kind mit Zeichnung” in Der Standard entstand nur wenige Tage vor der Eröffnung in Wies. Die historischen Foto- und Ansichtskarten aus meinem Bildarchiv stammen größtenteils aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Fotoautor*innen gibt es daher viele, sie wurden auf den Zeichnungen, wenn eruierbar, penibel angegeben. Der Anonymus bei Familienfotos und bei historischen Ansichten ist keine Seltenheit.

Wie konkret ist es, dass auch Texte zu den Bildern (womöglich in Buchform) entstehen? 
Jakely: Sehr konkret. Während des Zeichnens wurden zahlreiche Erinnerungen und Begebenheiten notiert. Wenzel Mraček und ich wollen diese überarbeiten und ein Buch draus machen. Der Umfang des Buches ist noch nicht geklärt, das wird auch von den Finanzierungsmöglichkeiten abhängen.

 

Alle Bilder: © Dietmar Jakely

 

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