Fuzzman: O.T., CD 2016, Lotter Label
“Österreichs schlitzohrigster Indie-Star” meint das PR-Department über Fuzzman, den man auch unter seinem bürgerlichen Namen Herwig Zamernik kennt (oder auch nicht kennt). Groß geworden ist der Wahl-Klagenfurter beim Disharmonic Orchestra und der formidablen Band Naked Lunch. Auch als Produzent hat er sich in der Indie-Szene einen sehr guten Namen gemacht. Sein Solowerk besticht durch Sprachspielereien (zu 95% auf deutsch), durch Lässigkeit, enthusiastische Chorelemente und dadaistischen Humor. Der Fuzzman macht dort weiter, wo der Schlager der 1920er Jahre aufgehört hat, stellt die Stimme in den Vordergrund, manövriert geschickt durch die Untiefen des Liebeskitsches. Ein subtiles Album, das sicher nicht jeder kaufen wird, mit dem man aber Individualität und gehobenen Geschmack beweisen kann. Ein schräger Tipp noch für den kommenden Herbst: Wer Wanda, den Fuzzman und den hier auch schon gelobten Nino aus Wien auf einer Kreuzfahrt (!!) erleben will, sollte jetzt schon eine Kabine buchen: www.ms6.at
Den Fuzzman gibt es live am 22. 3. in München, dann in Dornbirn, Zürich, Wels, Ebensee, Klagenfurt. Am 28. 3. im Grazer Musichouse und am 29. 3. im Wiener Stadtsaal. Oder auf Facebook
Max Kretzenbacher: “Totentanz”, CD 2016 (erscheint am 18. 3.), Label: Spinnup
Der Hamburger Sänger begleitete in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten Leute wie Udo Lindenberg, Ina Müller und Wigald Boning. Seine Freizeit verbrachte er in all den Jahren bevorzugt auf der Reeperbahn und so dürfte der eine oder andere Text auf der Platte durchaus autobiographischen Charakter haben (“mein Mädchen war mein Dealer”, “Barbara ist ein Vampir”). Das vielleicht Schönste, das man über “Totentanz” sagen kann, stammt von Comedy-Star Hugo Egon Balder: “Ich habe das Album komplett durchgehört und finde es klasse! Hinterher hätte ich mich allerdings am liebsten erhängt.” Wer es dennoch versuchen will, das ganze klingt irgendwie nach Marius Müller-Westernhagen und auch ein bisschen nach Lindenberg, beides aber auf angenehme Art und Weise. Zuviel Anpassung an Mainstream und Zeitgeist kann man Kretzenbacher sicherlich nicht nachsagen. Unser Lieblingslied ist Nr. 3 “Vielleicht ja doch”, das mit viel Schwung die Morbidität zum Kochen bringt. Empfohlen für Leute, die den Begriff “Liedermacher” noch nicht gegen “Singer-Songwriter” eingetauscht haben. www.kretzenbacher.de
My Wicked Wicked Ways: “Goodbye M”, Engine Records 2015
Die Band MWWW klingt da schon mehr nach gegenwärtigem Indie-Club und weniger nach Retro-Beisl, gesungen wird auf englisch. Wie Kretzenbacher haben auch die sechs Grazer hiermit ihr erstes komplettes Album vorgelegt und es erweist sich als echter Glücksgriff.
Zwischen Liebe und Melancholie, zwischen Verletzlichkeit und Schlaflosigkeit oszilliert die Gefühlswelt, die gerne mehrstimmig besungen wird. Wenn man nach Parallelen suchen möchte, bietet sich vielleicht der umtriebige Wiener Earnesty International an, aber eigentlich haben My Wicked Wicked Ways mit dieser Platte ihr eigenes schönes Platzerl in der heimischen Musiklandschaft gesucht und gefunden. Unaufgeregt, gut.
Katie Kern & Angel Creek: “It is gonna work out”, Lindo Rec. 2016
Nach Klagenfurt, Hamburg und Graz ist Wien die nächste Station unserer kleinen Tour. Die Gitarristin und Sängerin Katie Kern klingt allerdings nicht nach Gstanzln, sondern nach Americana. Durch einen längeren Aufenthalt in Nashville geprägt, spielt Kern unter anderem mit Al Cook (Slide Guitar!), Mike D. Fried und Aaron Till. Die wichtigste Inspiration für Katie Kern ist Gram Parsons, von dem nicht weniger als drei Coverversions auf der Platte sind.
Die Musik ist schöner getragener Country, zwischendurch dunkel und ein bisserl mysteriös. Die Stimme von Mrs. Kern ist große Klasse und wäre auch mit einem Mr. Cave im Duo gut vorstellbar. Eine ungewöhnliche Platte (zumal für eine Wiener Partie), aber gerade deswegen auch richtig cool.
Bereits am 3. 3. im Wiener “local” zu sehen, weitere Termine findet man auf der Website www.katie-kern.net
don_t go: “Dark Country”, EP 2016, Audio Manufaktur
Eine mehr als gelungene Talentprobe: Nina Jukic stammt aus Zagreb, Alexander Forstner aus Graz. In Wien angekommen gründeten sie ein Duo, das bereits einige Konzerte gespielt hat. Die vier Songs der ersten EP sind geprägt von Synthie, ein bisschen Gitarre und Drums, einer markanten Frauenstimme und elektronischen Sounds. Live dominieren Loops das Geschehen, man kommt auf der Bühne ohne Laptop aus und konstruiert doch einen komplexen Mix aus Sounds und Stimme.
Probehören kann man das ganze auf soundcloud, mehr zu lesen und zu sehen gibt es auf www.heyyoudontgo.com
Live-Präsentation der EP am 3. 3. im AU, Brunnengasse 76, 1160 Wien.