Joachim Meyerhoff: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“.
Kiepenheuer & Witsch 2015
Burgschauspieler Meyerhoff sorgte mit seinem literarischen Debut „Alle Toten fliegen hoch. Amerika“ im Jahr 2011 für eine veritable Sensation auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Der sarkastisch-selbstironische Schreibstil über einen USA-Aufenthalt, der sein Leben ändern sollte, begeisterte Publikum und Kritik. Der zweite Teil „Wann wird es endlich so, wie es nie war“ schied dann die Geister. Manche fanden das Buch, das sich hauptsächlich mit dem Aufwachsen des Autors in einer psychiatrischen Klinik (als Sohn des Direktors wohlgemerkt) beschäftigte, in erster Linie deprimierend. Was ja noch nichts über die literarische Qualität sagt, die zweifellos wieder höchsten Ansprüchen genügte. Andere sahen auch das Talent zum Komischen erneut bestätigt, trotz mancher trüber Gedanken.
„Ach, diese Lücke“ ist nun Teil 3 der Autobiographie. Meyerhoff wird wider Erwarten an einer Schauspielschule in München aufgenommen und zieht bei seinen Großeltern in die noble Villa ein. Die beiden alten Leutchen trinken sich mehr oder minder fröhlich durch ihr Pensionistendasein, das beginnt in der Früh mit dubiosen Mundspülungen und einem Gläschen Champagner und endet am Abend bei Whisky, kräftigem Rotwein und Cointreau. Die Großmutter, einst gefeierte Schauspielerin seufzt dazu gerne dramatisch. Der Großvater, Philosophieprofessor a D., doziert mit der noch verbliebenen Strenge und plagt sich ansonsten mit dem Gehör.
Tagsüber versucht der junge Meyerhoff, die Schauspielkunst zu erlernen, was ihm nur recht schwer gelingen mag. Das Atmen, das Weinen, das Lachen und das Sprechen, all das können die Kolleginnen und Kollegen meist wesentlich besser. Nur der Aikido-Unterricht und die Einzel-Gesangsstunden bereiten ihm Freude. Endlich klappt es mit einer kleinen Filmrolle, noch dazu an der Seite der bewunderten und geliebten Großmutter. Doch auch dann geht fast alles schief. So schreibt sich Meyerhoff von Anekdote zu Anekdote, von Pointe zu Pointe, und als Leser/in hofft man, der muntere Reigen möge noch lange so weitergehen. Doch irgendwann ist alles einmal zu Ende. Leider auch dieses in jeder Phase spannende und sehr oft wunderbar geist- und humorvolle Buch.
Prädikat: Große Empfehlung. Mögen Verlag und Autor den Erscheinungsrhythmus beibehalten. Dann erscheint im Jahr 2017 bereits Teil 4.
Update: Am 19. Jänner (schon mal vormerken!) liest Meyerhoff im Grazer Schauspielhaus aus seinem Buch.