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Musik

Tonträger des Monats Dezember

Eloui: “Tangles And Loose Ends”, EMG 2015
(Pressefoto JJ Kucek)

Die Schweizerin Franziska Abgottspon alias Eloui hat uns 2011 mit ihrem Debutalbum „Chasing Atoms“ ganz schön umgehauen. Seitdem sind einige Kollaborationen erschienen, doch es war wirklich höchst an der Zeit für ein neues eigenes Album. Das erscheint dieser Tage auf dem Label EMG, das Eloui mit Ernst „Ernesty International“ Tiefenthaler und Alexander Diesenreiter gründete. Warum bislang keine große Plattenfirma die Sängerin, Bassistin und Ukulele-Spielerin  unter Vertrag nahm, ist schwer zu verstehen, aber vielleicht hat das Indie-Dasein ja auch sein Gutes. So kann die Frau mit der markanten Lockenpracht ungestört ihre Stimme mit frickelnden Elektrosounds und einer Fülle von Instrumenten mischen. Das Ergebnis: Sphärische Pop-Songs, in deren Zurückhaltung die eigentliche Kraft liegt. Einer der Höhepunkte ist „Pilot and Crew“, das in seiner Klarheit und seinem Tempo fast ein wenig an die große Kollegin Gustav erinnert. Zumeist wird es bei Eloui allerdings kleinteiliger, verspielter, detaillierter als in diesem Song. Und mit „Eppis Chliis“ gibt es sogar das erste Mal eine sprachliche Remininszenz an das Wallis der Kindheit. Starkes Album! Live am 14. 12. im Wiener Radiokulturhaus und am 15. 12. in den Servant Jazz Quarters in London.

Der Nino aus Wien: „Immer noch besser als Spinat“, Problembär Records 2015, vinyl / CD/ digital
 

Obwohl der Nino eigentlich noch ein junger Kerl ist, hat er es durch Fleiß und Kooperationswillen bereits zu einer Reihe von poetischen „Klassikern“ gebracht, die hier versammelt sind. Aber auch manches (uns bislang) unbekannte Stück findet sich auf dem Album. Herrlich wieder einmal „Du Oasch“ und „Der schönste Mann von Wien“ – aber auch „Die Lieder“ und das grenzgeniale „Abtauen Girl“ (mit Skero), eine Hommage an Johnny Ramone und der schön verschrammelte „Spinat Song“, all das weiß den  Fan im Rezensenten zu euphorisieren. Wir behaupten: Der Nino hätte dem alten Falco ebenso gefallen wie dem noch älteren Ernst Jandl. Wer den Mann mit der Klampfe aus Wien nicht kennt (eigentlich schwer vorstellbar) sollte sich die Platte ebenso zulegen wie Leute, die ihn schon seit Jahren schätzen. Das schräge und hochsympathische Genie aus der Bundeshauptstadt spielt am 3. 12. in Graz, am 4. 12. in Wels und von 13. bis 15. im Wiener Rhiz. Da könnte man sich die Vinyl-Version eigentlich gleich signieren lassen… 

Elsa Tootsie and the Mini Band: „Trickle Down“, pumpkin records 2015, vinyl / digital

Das Trio mit Sänger Elsa Tootsie, Gitarrist Artur Nutz und Drummer Michael Prehofer präsentiert sein erstes Album am 10. 12. im Wiener Rhiz. Die Band wird im Pressetext mit Syd Barret und den Swans verglichen. Wir hätten eher an eine Mischung aus Son of the Velvet Rat und Chris Eckman gedacht. Schöner dunkler Folk mit einer starken Lapsteel Gitarre, einer markanten Stimme und dem einen oder anderen schrägen Ton. Live bereits als Vorgruppe von Ezra Furman im Flex bewährt, nun auch mit sechs Songs für das Wohnzimmer am Start. Aus dem üblichen 3-Minuten-Format stechen insbesondere „In the Know“ und „Red Hands“ mit jeweils deutlich über 10 Min. hervor. Sehr gelungene Premiere!

maneki nekoc: „If you don’t want our darkness, you can’t have our light“, numavi records 2015

Die Grazer Band mit dem nicht ganz leicht zu merkenden Namen ist quasi der Gegenentwurf zu Elsa Tootsie. Hier werken vier Frauen an den Instrumenten und zwar Christina Lessiak (vocals, guitar), Daniela Oberndorfer (guitar, melodica, piano, accordion), Sarah Schöberl (piano, percussion) und Angelina Groß (accordion, vocals). Seit 2011 sind die vier in dieser Besetzung bereits unterwegs und auch sie pfeifen auf die klassische Pop-Songlänge. Songs zwischen Liebe, Melancholie und Widerstand, große Gefühle und Indie-Sounds galore bieten Maneki Nekoč auf dem dritten Album. Alles in allem vielleicht etwas spröder, aber auch sehr abwechslungsreich. Live am 17. 12. in Wien im Kramladen. Wer sich einen Überblick verschaffen will, kann das auf Youtubetun.  

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