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Haubentaucher des Monats

Haubentaucher des Monats April

Michael Bischof, beharrungswilliger Minus-Millionär aus Hart bei Graz.

Die nackten Zahlen vom vergangenen Urnengang bei den steirischen Gemeinderatswahlen zeigen, dass in Hart bei Graz die Uhren anders gehen. Die stimmenstärkste Partei, die SPÖ unter Bürgermeister Bischof, halbierte sich beinahe von 62% auf 33% der Stimmen. Eine neu formierte Bürgerliste hingegen kam mit knapp 32% auf Anhieb an die zweite Stelle. Gerade einmal 27 Stimmen waren es, die den Roten noch die Führungsposition retteten vor den Newcomern. Bürgermeister Bischof hingegen denkt auch angesichts der Schlappe nicht an Konsequenzen und sagte der Kleinen Zeitung: „Die Bevölkerung wollte etwas anderes als die etablierten Parteien probieren. Das muss man hinnehmen.“

Diese Theorie über die Wahlmotive ist höchst zweifelhaft. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Bevölkerung die Nase gestrichen voll hatte vom spektakulären Umgang mit Geld in der Gemeinde. Hart bei Graz hat, so behaupten es jedenfalls die politischen Gegner unisono, rund 32 Millionen Schulden. Und das bei knapp 4.500 Einwohnern. Zugegeben, dafür ist Michael Bischof nicht allein verantwortlich zu machen, sein Vorgänger Gerhard Payer hatte extreme Spendierhosen an und errichtete unter anderem einen prachtvollen Sportplatz sowie eine großzügige Eishalle und ließ ein neues Gemeindezentrum errichten. Sprach man ihn auf die Schulden an, sagte er laut ORF lakonisch, es handle sich um „ein kleines Problem“. Diese Argumentation dürfte sein Nachfolger gemeinsam mit den Millionenschulden übernommen haben. Bürgermeister Bischof hat das Wort Rücktritt aus seinem Vokabular gestrichen und hofft stattdessen mit vielen Neubauten und der dadurch steigenden Bevölkerungszahl die Finanzen zu sanieren. Ein ebenfalls eher fragwürdiger Plan. Was dem Fall zu überregionaler Bedeutung verhilft und damit dem armen Bürgermeister zum Titel „Haubentaucher des Monats“? Einerseits die Sesselkleber-Mentalität trotz massiver Wahlschlappe und andererseits die offenbar immer noch fehlende Kontrolle durch das Land und die ebenfalls fehlende Bereitschaft zu Sanktionen seitens der parteipolitischen Vorgesetzten des Gemeindechefs. So wurschtelt man sich eben weiter munter durch im Nachbarbundesland der Hypo Alpe Adria. Als gäbe es kein Morgen…

QuellenDie Kleine Zeitung, noch einmal die Kleine Zeitung, abermals die Kleine Zeitung, Die Bürgerliste und der ORF.

Foto: © haubentaucher.at

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