Giovanni di Lorenzo, doppelter Einzelkämpfer (?) gegen die sinkende Wahlbeteiligung
Man sollte eigentlich annehmen dürfen, dass ein Chefredakteur der grandiosen Wochenzeitung „Die Zeit“ ausreichend mit den demokratischen Spielregeln vertraut ist. Zumal, wenn das eigene Medium kurz vor der Wahl über die Modalitäten für Doppelstaatsbürger berichtet. Aber Giovanni di Lorenzo besticht – vor allem bei seinen Fernsehauftritten – nicht selten eher durch Eitelkeit als durch intellektuelle Brillanz. So ist es wohl auch zu erklären, dass der gute Mann bei den EU-Wahlen gleich zweimal zur Stimmabgabe schritt, einmal mit seinem italienischen Pass und einmal mit seinem deutschen. Besonders dämlich (aber wenigstens ehrlich) war di Lorenzo dann in der Sendung von Günther Jauch, wo er auf Nachfragen sein Verhalten zugab, das den Behörden als juristisch relevanter Versuch der Wahlfälschung gilt. Übrigens mutmaßen Experten, dass di Lorenzo bei weitem nicht der einzige ist, der am Tag des Urnengangs plötzlich zwei Stimmen in sich vernimmt. An der traurigen Beteiligung der europäischen Bürgerinnen und Bürger freilich ändern auch solche Alleingänge nur wenig.
Quelle: www.spiegel.de
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