AL PACINO: „Sonny Boy. Mein Leben“, Piper 2024 Er ist einer der größten Schauspieler der vergangenen Jahrzehnte. Er hat wunderbare Filme gedreht. Und auch einige grottenschlechte. Al Pacino erzählt (ob allein oder mit Ghostwriter wird nicht aufgeklärt) von seiner spannenden Lebensgeschichte. Ein mühsamer Aufstieg voller Minderwertigkeitsgefühle wird Schritt für Schritt nachgezeichnet. Der Stil ist vor allem zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber man hat eben mit knapp 400 Seiten auch genug Zeit,…
weiterlesenKategorie: Theater
Drama des Monats Dezember
»ECHTZEITALTER« Nach dem Roman von Tonio Schachinger. Schauspielhaus Graz Autor Tonio Schachinger ging einst in ein Wiener Elite-Gymnasium. Diese Jahre scheinen deutliche Spuren hinterlassen zu haben, denn »Echtzeitalter«, sein preisgekrönter Roman, weist zweifellos autofiktionale Züge auf, wie man heutzutage so schön sagt. Erfreulicherweise ist das Buch – und erst recht das Theaterstück – KEIN Schüler Gerber 2.0. Auch wenn der junge und ziemlich nerdige Till von seinem Lehrer Dolinar regelrecht…
weiterlesenTheaterregisseurin Anna Marboe hat für ihre Musik-Karriere das „r“ und das ohnehin idealerweise stumme „e“ aus ihrem Familiennamen entfernt. „Minimaler Buchstabenverlust“, sagt sie, „hat noch niemandem geschadet.“ Und außerdem: A N N A sowie M A B O könnte sie sich halt auch viel besser auf die Knöchel beider Hände tätowieren. Aber warum ist sie zuerst zum Studium ausgerechnet in die laut Umfragen hässlichste deutsche Stadt Gießen gezogen? Und dann…
weiterlesenGunther Buskies und Jonas Engelmann (Hg.): „Ab dafür. 10 Trio-Songcomics“, Ventil 2024 Der wunderbare Ventil-Verlag setzt seine Reihe mit Comic-Büchern fort, die Songs und Bands der ausgehenden 1980er und frühen 1990er Jahre thematisieren. Fehlfarben war schon dran, Ton Steine Scherben auch. Tocotronic. The Go-Betweens. Und jetzt Trio. Die Würdigung für die drei stets lakonisch agierenden Herren ist überfällig. Ihr großes Pech nachträglich betrachtet: Ihre Songs waren meist so schlicht und…
weiterlesenLustspiel des Monats
„Minna von Barnhelm. Oder die Kosten des Glücks“, Schauspielhaus Graz Das „Lustspiel“ von Lessing ist ein Klassiker, der schon im Original einen interessanten Mittelweg wählt zwischen Heiterkeit und Ernst, Liebe und Leid. Wir erleben die Zeit unmittelbar nach dem Siebenjährigen Krieg. In einem Hotel treffen der Major von Tellheim (Sebastian Schindegger) samt seinem aufgeregten Diener Just (Thomas Kramer) auf die strenge Wirtin (Annette Holzmann). Tellheim ist ein Verlierer unter den…
weiterlesenIndie-Theater des Monats
„Käsekrainer im Haifischbecken“ von Martin G. Wanko im Theater im Keller, Graz Stefan, Elke, Harry und Hilde gehen ins Theater. Thomas Bernhard, der alte Grantscherm, wird wieder einmal gespielt. Aber wo bleibt eigentlich derjenige, der die Karten bezahlt hat? Freddy kann leider nicht kommen, lässt sein Diener Samuel ausrichten. Dafür aber erwartet er die beiden Pärchen, die er seit dem Winter 1984 in Hainburg kennt, auf seinem Schloss zum Abendmahl.…
weiterlesen„Kafka | Heimkehr. Theaterprojekt mit Texten von Franz Kafka“, Schauspielhaus Graz Dass Franz Kafka ein gröberes Problem mit seinem Vater Hermann hatte, ist quasi amtsbekannt. Der Sohn, der heute als einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren gilt (ohne dass dies sich verifizieren ließe), schrieb seinem Erzeuger im November 1919 einen Brief, den man als finale Abrechnung sehen kann. Das Schriftstück voller Bitterkeit war immerhin ganze 103 Seiten lang. Bekommen hat es…
weiterlesenFelix Hafner und Ensemble: „Ein Volksliederabend in Addis Abeba“ Wenn der steirische herbst in der Gegenwart „Performance“ zu einer Veranstaltung sagt, ist Toleranz gefragt. Das gilt auch für den letzten Abend des Festivals 2024. Die eine oder andere zarte Parallele zum hier nicht besonders freundlich besprochenen Stück „EMPIRE“ tut sich beim Abschluss auf. Der entwaffnende Satz fällt nach einer Viertelstunde: „Jetzt haben wir eigentlich nichts mehr“. Zugegeben: Über die Reise…
weiterlesenTheater im Bahnhof: „Spiel mir das Lied von Knittelfeld oder die Pubertät der FPÖ (2024)“ Selten war ein Stück des Theater im Bahnhof so nah dran am unmittelbaren politischen und sozialen Geschehen und zugleich an der Zeitgeschichte des noch jungen 21. Jahrhunderts. Bei der Nationalratswahl Ende September 2024 gewann in Knittelfeld, der einst tiefroten Eisenbahner-Stadt, die FPÖ satte 16,1 Prozentpunkte dazu und belegte damit klar Rang 1 mit insgesamt 37,61…
weiterlesenFranz von Strolchen: „EMPIRE: Rooting for the Anti-Hero“, Performance Die Geschichte hinter dem Stück dürfte zumindest Fußballinsidern mit steirischem Hintergrundwissen bekannt vorkommen: Der Grazer Sportclub, der heute in der Gebietsliga Mitte spielt und das in der legendären „Gruabn“, war in den frühen 1930er Jahren so spielstark, dass er eingeladen wurde, eine aufwändige Reise nach Java, Sumatra, Singapur und Ceylon zu unternehmen. Dieses historische Motiv, das durch Tagebücher und Spielberichte recht…
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