Ein gut gefüllter Nachmittag und Abend beim Elevate. Zuerst besuchten wir das Diskurspanel im Heimatsaal: Medien in der Vertrauenskrise mit Nadja Hahn und Esra Karakaya, Daniel Drepper und Georg Renner. Vier verschiedene Perspektiven, viele Fragen (im Zentrum: „Wie erreichen wir die Menschen überhaupt noch mit unseren Medien und welche Menschen erreichen wir nicht mehr“), einige Ansätze, über die man diskutieren kann und sollte. Insbesondere Esra Karakayas Vorschlag, Gelder umzuverteilen von Medienhäusern in Richtung „Newsfluencer“, gleichzeitig letztere auch besser vor Angriffen im Netz zu schützen, wurde am Podium diskutiert – nicht ohne Skepsis. Hilfreich ist jedenfalls ihre Haltung: Wenn wir 20% oder 30% der Leute verloren haben, die nur mehr „alternative Medien“ konsumieren, bleiben immer noch 70 bis 80%.
Konkrete Lösungen waren an diesem Nachmittag kaum zu hören, in Erinnerung aber bleiben die Geschichten. Nadja Hahn mit dem ORF-Gegner auf Fastenkur. Daniel Drepper und seine Frau, die mit Kurzreportagen auf Social Media Millionen von Leuten erreicht und zugleich konzertierte Wellen von Hass erleben muss. Interessant an der Debatte waren auch die Zahlen, die Moderatorin Julia Herrnböck präsentierte. So ist zu erkennen, dass es einen signifikanten Unterschied gibt in Sachen Vertrauen gegenüber Journalist:innen und Medienunternehmen. Letztere haben ein massives Glaubwürdigkeitsproblem beim erwähnten Drittel der Gesellschaft – und das trifft bei weitem nicht nur den ORF.
Danach ging es ins Mausoleum. Wie immer eisgekühlt und mit leisem Start. Antonina Novacka sang mit himmlischer Stimme hochkonzentriert und nur einmal jäh von einem Handyklingelton unterbrochen. Nach einer Viertelstunde wurde es aber ziemlich repetitiv. Anders bei Peter Stiegler. Der in Graz lebende Komponist und Musiker verwandelte das Mausoleum in einen rauschenden, zunehmend dröhnenden Klangkörper. Nicht, dass man Sounds dieser Art noch nie gehört hätte, aber ihre Kraft unterstützt durch Raum und Farbwelten war außergewöhnlich.

Apropos Kraft: Im Forum Stadtpark dröhnte es noch viel wilder, es schepperte, es wurde gebrüllt, man/frau sang sich fast wortwörtlich die Seele aus dem Leib. Pope Sangreta aka Chin Tsao raste und wirbelte durch den Forum-Keller. Die Performance verband Höllenmusik mit einer irrwitzigen und zugleich hypnotischen Performance. Ein Exorzismus nicht nur für Pope Sangreta selbst, sondern auch für das Publikum. Leiser wurde es auch danach nicht. Denn die Eaeres aus Wien verbanden feinsten Krach-Metal mit der rasenden Power von Sängerin Katrin Euller aka Rent. Auch hier werden alle möglichen Sünden gebüßt und Teufel ausgetrieben. Ein gewaltiger Rausch von einem Musikabend, von dem sich die Ohrwascheln erst wieder erholen müssen.
Fotos: Elevate 2025 / Philippe Gerlach