Der Freitag begann mit einem Workshop und mit Präsentationen. Es folgte ein ungemeine erhellende Keynote von James Bridle. Wie intelligent sind eigentlich Tiere und Pflanzen? Deutlich schlauer als wir glauben, bewies Bridle mit zahlreichen Beispielen. Manche Lebewesen lösen Probleme, die wir Menschen selbst mit den leistungsfähigsten Computern kaum bewältigen können. Pflanzen lernen nicht nur, sie merken sich ihre Learnings auch. Wer mehr darüber wissen will, sollte sich das jüngste auf Deutsch erschienene Buch von Bridle zulegen.
Danach ging es an den Diskurs über die sogenannte Künstliche Intelligenz. Ob wir AI trauen können und wie das eigene Wissen mit dem Vertrauen zusammenhängt, erörterten Irma Mastenbroek, Eugenia Stamboliev und Alfred Ongere.
Die Diskussion, moderiert von Christoph Weiss alias Burstup, brachte sehr unterschiedliche Perspektiven zum Vorschein. Hier die Hoffnung, dass die KI etwa im Bereich Medizin oder Sprachen helfen kann. Dort die Skepsis, dass der digitale Kolonialismus durch Google & Co. letztlich dominieren wird. Vielleicht sollte die Artificial Intelligence kleiner und damit auch weniger klimaschädlich werden, sagt die Philosophin Stamboliev. Die Auswirkungen des AI Act der EU wurden ebenso diskutiert wie die Frage, ob wir misstrauischer werden, je mehr wir über die Tools und die Algorithmen wissen.
Vom Diskurs eilten wir in elektronische Klangwelten. Im großen Saal der Minoriten war das Acousmonium zu Besuch. 80 Lautsprecher beschallen den Raum, der Sound bewegt sich zuweilen in Windeseile von hinten nach vorne, von links nach rechts. Künstler:innen wie Fabian Lanzmaier, Katarina Gryvul und Jana Irmert gingen sehr unterschiedlich mit diesem barocken Resonanzraum um. Es war jedenfalls ein einzigartiges Hörerlebnis.
Und damit weiter ins nahe gelegene Orpheum. Dort hätte eigentlich Sofie Royer ihren großen Auftritt gehabt. Doch leider musste sie krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Fit wie ein Turnschuh hingegen präsentierte sich Dan Deacon, der seinen Auftritt auch wie einen aus dem Ruder gelaufenen Sportunterricht gestaltete. Das Publikum wurde in zwei Hälften geteilt und musste Bewegungen nachmachen. Dann wurde ein menschlicher Tunnel gebildet, der durch den Saal und hinaus in Foyer führte. Musik gab es auch und zwar besten Tanzstoff zwischen Pop, Elektronik, Dance und Blödelei. Das Publikum geriet zu einem beachtlichen Teil in Ekstase, das sieht man im Orpheum so auch nicht alle Tage.
In der Tonart, aber deutlich härter im Sound, ging es weiter. Fat Dog aus London eilt ein entsprechender Ruf als fantastische Live-Band voraus. Und so war es denn auch: Mit einem Mix aus Metallpunkrock, Klezmer und Ethnogrooves brauste der wilde Haufen durch den ehrwürdigen Saal. Sänger Joe Love, im stilsicheren 70er-Porno-Style, verbrachte das halbe Set im Publikumsbereich und hinterließ dort sicher bleibenden Eindruck. Ganz so verrückt wie in früheren Zeiten, als der Drummer regelmäßig mit Latex-Hundemaske auftrat, geht es zwar nicht mehr zu, aber dafür ist die Qualität dieser Band so beeindruckend, dass man sie jederzeit wieder sehen und hören möchte. Und für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es hier noch ein kleines Video des fetten Hundes.
Apropos: Auch den Diskurs kann man nachsehen. Elevate bot dankenswerterweise einen Livestream. Die Diskussionen und Keynotes stehen auf Youtube bereit. Falls ihr nur eine Stunde übrig habt, schaut euch den Talk von James Bridle an. Siehe oben…
Fotos © Elevate 2025: Diskurs im Heimatsaal: Peter Hutter,
Disco im Orpheum: Johanna Lamprecht.