„Otto Lechner – Der Musikant“. Dokumentarfilm von Bernhard Pötscher, AT 2025, 100 min
Otto Lechner ist ein genialer Ziehharmonikaspieler. Von klein auf galt er in seiner niederösterreichischen Heimat als musikalisches Talent und musste schon als Bub den Organisten in der Kirche vertreten. Der Dokumentarfilm von Bernhard Pötscher zeichnet allerdings Lechners Kindheit nur in groben Zügen nach und widmet sich dann dem Reisen und der Begegnung mit befreundeten Kollegen. Im Zug sinniert Otto Lechner in seinem typischen Tonfall über das Leben und das Spielen. Nach der Vorführung im Annenhof stellte er dann auch fest, er habe ja gewusst, dass er langsam reden könne, „aber sooo langsam…“. Man kann ihm also in aller Ruhe beim Denken zuschauen und zuhören, man kann ihn bei Auftritten erleben, sei es auf einer großen Schaukel, solo mit seinem Kafka-Programm oder im Duett an wahrlich wunderbaren Orten.
Rund zwei Jahre lang hat Bernhard Pötscher seinen Freund Lechner mit der Kamera und vor allem mit dem Mikro begleitet. Der Sound ist auffällig gut, selbst bei den Open-Air-Aufnahmen. Die Musik ist stellenweise „unfertig“, sagte Lechner im Annenhof. Das hätte er sich selbst nicht getraut, aber es sei gut, so wie es ist. Es ist übrigens kein Film, der sich ideal für blinde Menschen eignen würde, das sei hinzugefügt. Film, das wurde Lechner nicht müde zu betonen, ist ihm relativ egal, es ist nicht sein Medium. Audio-Descriptions lehnt er ab.
Es ist so auch kein großer Lebensfilm geworden, das wäre dem Musiker vielleicht sogar unangenehm. Ein bisschen mehr über die Begegnung mit Josef Hader und die dadurch ausgelöste Liebe zu Kafka, zum Aufwachsen im katholischen Umfeld, zur Biographie wäre aber schon schön gewesen. Die vielleicht berührendsten Szenen sind die, die Otto Lechner beim gemeinsamen Musizieren und Spazieren mit seiner Frau, der Schauspielerin Anne Bennent, zeigen. Für alle Lechner-Fans fast schon Pflichtprogramm. Der Kinostart erfolgte am 28. März, bei der Diagonale ist „Der Musikant“ am Montag, 31. 3. um 14.00 im KIZ Royal noch einmal zu sehen und zu hören.
Foto: Von Schorle – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80311451