Die Eröffnung samt Eröffnungsfilm: „How to Be Normal and the Oddness of the Other World“ von Florian Pochlatko
Eine bummvolle Helmut-List-Halle. Prominenz aus Funk und Fernsehen samt Politik. Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh, das Diagonale-Leitungsduo, erfreulich klar in der Ansprache. Ani Gülgün-Mayr führt als Moderatorin souverän durch den sehr langen Abend. Vizekanzler Babler erhält von der Bühne einige Vorschusslorbeeren und vom Publikum viel Applaus. Die türkisschwarze steirische Kulturpolitik, die bei der Elevate-Eröffnung noch durch Abwesenheit geglänzt hatte, wagt sich wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Den Unmut über die aktuelle Situation wird der Landesrat hoffentlich mitbekommen haben. Im Vordergrund an diesem Abend aber steht nicht die Befindlichkeit der Politik, sondern die Filmkunst.
Eine Große wurde ausgezeichnet: Inge Maux erhielt den Schauspielpreis. Die ziemlich ausufernde Laudatio von Maria Köstlinger kommentierte die erboste Dame neben mir mit dem Sager: „Wo haben’s denn die ausglassen?“
Was einen guten Übergang zum Eröffnungsfilm bietet. How to Be Normal and the Oddness of the Other World, die Produktion beweist allein schon durch den sperrigen Titel einigen Mut. Im ersten Langfilm des Grazers Florian Pochlatko geht es um eine junge Frau (grandios: Luisa-Céline Gaffron), die den Boden unter den Füßen verliert. Ihre Eltern (Elke Winkens und Cornelius Obonya) zeigen wahre Meisterschaft in der Disziplin der Verdrängung. Es klappt bei Pia nicht mit der Liebe, der neue Job besteht nur aus der Bedienung des Kopierers, weder die Medikamente noch der stationäre Aufenthalt in der Klinik helfen. Zwischendurch ist das Gesicht wie ein einziger großer Käse. Social Media Filter helfen da auch nichts mehr.
Der Film ist hochkarätig besetzt bis hin zu den Nebenfiguren. So covert Harald Krassnitzer seine berühmteste Rolle, den Ermittler Moritz. Der Verlauf der Handlung ist leicht verworren, wie es zum Thema passt. Und eigentlich wäre gegen all das überhaupt nichts einzuwenden, außer der guten alten Frage: Hatten wir das nicht schon 1000-mal im (österreichischen!) Kino?
Der Applaus zeigt viel, sehr viel, Sympathie für das Team, den Regisseur, die Produktionsfirma. Es ist dies hoffentlich der Anfang einer herausragenden Filmkarriere für Pochlatko junior. Vielleicht kann er sich dann auch vom Vorbild des klassischen heimischen Depri-Kinos noch weiter ablösen, als ihm das beim Erstling gelungen ist.
PS: Der Film läuft am Samstag um 13.30 im KIZ, ist allerdings ausverkauft. Der Kinostart ist für den Herbst 2025 geplant.
Foto Inge Maux: © Saskia Pavek