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Künstler/innen Musik

Tonträger des Monats Mai 24

NILIPEK: “Uydurdugumuz Oyunlarla”, VÖ 3. 5. 2024

Lasst uns wieder mal gemeinsam die Landesgrenzen überschreiten. Und zwar gewissermaßen in zweierlei Richtung. Nilipek. ist eine türkische Musikerin, die seit geraumer Zeit in Berlin lebt. 2015 erschien das erste Album, seitdem genießt sie einen gewissen Kult-Status. Und so kann sie es sich auch leisten, vier Jahre an einem Album wie diesem zu arbeiten – respektive die Zeit auch für andere Projekte zu nutzen. Der für unsereinen nicht wirklich leicht zu merkende Titel der Platte heißt auf englisch übrigens laut Pressetext: “The Games We Made Up”. Über die Texte können wir mangels Sprachkenntnissen leider wenig sagen, wohl aber über die Musik. Die besteht aus wachem bis verträumtem Indie-Pop, doch bald mischen sich traditionelle und zeitgenössische türkische Elemente in die Songs und das ganze bekommt eine enorme Faszination. Gerade so viel Techno und Electro, wie nötig werden anschließend noch eingefüllt, fertig ist das prachtvoll produzierte Werk.

Auch wenn wir kein Wort verstehen, diese Platte lässt uns nicht mehr los. So ähnlich dürfte es auch der Jury in Buenos Aires gegangen sein, die das Video zu “Gecmiyor Zaman” bei den Music Video Awards in der Kategorie International Pop nominierte. Und zwar zurecht, wie ihr gleich sehen werdet.

Leider sind keine Konzerte in nächster Zeit geplant, aber eines ist klar: Wir werden Nilipek. nicht mehr aus den Augen und Ohren lassen.

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SCHMACK: “In Love”, Seayou Records, VÖ 19. April 2024

Der Mai ist der Monat der Liebe. Behaupten wir jetzt einfach mal und bringen euch in der Folge heimische und zugleich romantische, verträumte, wilde Musik mit Emotion. Zum Beispiel dieses verrückt-gute, leicht vertrackte und vielfältige Album von vier Linzern, die angeblich fünf Jahre daran gearbeitet haben. Alle Achtung, es hat sich ausgezahlt!

Worum es geht, das verrät die Band selbst sehr knackig: “Schmack is a jazz group for people who don’t usually like jazz”. Und so mischen sie ihren “Fake Pop/Fake Jazz” mit Indie und Rap-Elementen, aber eben auch mit “echtem” Jazz, der dir die Nackenhaare kräuseln wird. Und mit P.O.P. Wir wollen gar nicht so viel herumreden: Reinhören und reinschauen, Leute – und dann sagt uns, dass ihr das gut findet. Oder halt nicht.

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BABA YAGA: “Grenzenlos”, VÖ 7. Juni

Der Titel des Albums ist Programm. Es wird auf Griechisch, Serbisch, Romanes, Hebräisch, Italienisch und Englisch gesungen. Gemein ist allen Songs eine starke Tendenz zur Tanzbarkeit, die Emotion, das Verständnis für die Kultur der anderen. Es ist eine Platte, die zu keinem besseren Zeitpunkt erscheinen hätte können. Prädikat: Musikalische Meisterklasse, stets auf hohem Niveau und trotzdem entspannt. Klezmer, Jazz, südosteuropäische und orientalische Sounds mischen sich zu etwas Einzigartigem.

Florian Gunacker (Kontrabass), Jasmin Meiri (Percussion & Gesang), Raffaella della Gemma (Violine & Gesang), Anela Cindrak (Akkordeon) und David Mandlburger (Gitarre) stammen aus Österreich, Montenegro und Israel und spielen seit 2022 zusammen. Die aktuelle Besetzung existiert allerdings erst seit einem halben Jahr. Der Name der Band stammt aus der slawischen Mythologie. Baba Yaga holte sich in den vergangenen Jahren Live-Erfahrungen beim Vienna Klezmore Festival, bei den Sofar Sounds, beim Kultursommer Wien, den Europäischen Literaturtagen in Krems, dem Wiener Flüchtlingsball und anderen mehr. Am 5. Juni 2024 im Metropol präsentieren sie ihr erstes Album in der Hauptstadt. Graz folgt am 14. 6. in der Brücke: www.baba-yaga.at/konzerte

Foto: Kathi Scholz

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PANDE: “Speedrunning”, Blank Spots Records, VÖ 19. April

Hoppala, das ist leider ein paar Wochen liegen geblieben. Aber weil es so schön ist, müsst ihr das jetzt kennenlernen. Zumal es noch nicht wirklich großflächig gehyped wurde, soweit wir das mitbekommen haben. Dominik Pandelidis aka Pande kennst du vielleicht, ohne es zu wissen. Sei es als Mitglied der Band Catastrophe & Cure oder als Regisseur von Musikvideos wie etwa von Leyya, Sharktank oder Tay-Lah. Das erste Album ist gleich so etwas wie eine Versammlung der allerfeinsten Art. Pande schreibt, singt, produziert. Und für den Rest holte er sich Leute wie  Marco Kleebauer, Johannes Eder und Lisa Reyer.

Die Platte ist erstklassiger Indiepoprock. Der Mann kann singen, dass es dich umhaut. Jeder der neun Songs ist so gut, dass man das Album nicht mehr aus dem Player kriegt. Die oberösterreichischen und salzburgerischen Medien, die bisher über Pande geschrieben haben, betonten immer die Melancholie. Aber eigentlich ist das ein optimistisches Album für Frühlingsgefühle, wenn auch gemixt mit Nachdenklichkeit. Es ist so schön, wir lieben es 😍

PS: Schöne Videos hat er auch, aber Youtube lässt sie uns nicht einbetten. Einfach hier reinschauen: www.youtube.com/@Pandelidis

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HEAVEN SENT CAT: “Maybe Pearl”, Konkord VÖ 26. April 

Anna Dirnberger und Johannes Bohun sind viel unterwegs. Und deshalb ist das hier eigentlich ein Reisealbum. “Cihangir Insomnia” erzählt von Istanbul, “Not Always So” von einem Bergdorf in Italien, “Maybe Pearl” vom Strand von Jaffa. Auch der Bandname ist auf ähnliche Art entstanden: Heaven Sent Cat. Da war diese streunende Katze, die einen Abend mit Dirnberger und Bohun verbrachte. Und dann war sie wieder weg. Dieses Duo hingegen wird bleiben. Denn die Platte, speziell der Gesang, sind hinreißend, mitreißend. Mittlerweile haben sich die beiden mit Stephan Först (Bass), Verena Berg (Backing Vocals) und Valentin Eybl (E-Gitarre) verstärkt und bringen auf der Platte Alternative Rock von internationalem Format. Sollte live auch exzellent funktionieren. Allerdings ist derzeit anscheinend nichts geplant, hier könnten kluge Veranstalter:innen gleich mal nachfragen…

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