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Sachbuch des Monats

Klaus Hackländer: “Er ist da. Der Wolf kehrt zurück”, Ecowin Mai 2020

 

Der Autor ist vom Fach, er leitet das Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung an der BOKU in Wien. Der Wille zur Integration und das Bekenntnis zur Diversität sind auch keine leeren Schlagworte, wenn es um das Zusammenleben mit den wilden Cousins des Haushundes geht. Hackländers Perspektive ist dabei die des Wissenschafters, im facettenreichen Interessenskonflikt zwischen Jagd, Landwirtschaft, Tier- und Umweltschutz steht der Autor freilich tendenziell auf der Seite der JägerInnen, ohne dabei einseitig zu argumentieren.

Das ist gut zu wissen, stört aber auch nicht, denn es gibt fast so viele Wahrheiten rund um den Wolf, wie es Wölfe in Österreich gibt. Hackländers Buch informiert dabei umfassend ohne Angstmacherei oder übertriebene Wolf-Euphorie. Klar ist: der Wolf ist da und er wird auch nicht wieder verschwinden, außer man knallt ihn immer und überall ab.

Schwierigkeiten haben dabei Menschen wie du und ich kaum zu erwarten. Wölfe greifen so gut wie nie Zweibeiner an, außer die Tollwut ist im Spiel. Fast unmöglich aber wird die Situation für die Almbauern, die ihre Herden derzeit de facto ungeschützt weiden lassen. Das war erst möglich, als Wolf, Bär, Luchs und Konsorten so gut wie ausgerottet waren und wird jetzt wieder zu einem Problem, das kaum ohne größere Verluste zu lösen ist.

Es gibt aber nicht nur Troubles mit den faszinierenden und sehr intelligenten Raubtieren, die Rückkehr der Wölfe hat auch ihr Gutes. So wirkt ihre Präsenz positiv auf die Co2-Bilanz, da der Wolf die Zahl der Wildtiere dezimiert, profitieren auch die (Jung-)Wälder. Wobei auch hier gilt: Der Autor informiert sachlich und macht klar: Wölfe fressen die Rehe nicht in Scharen, vielmehr spielt sich das Verhältnis zwischen den Beutegreifern und den Wildtieren bald ein.

Das Buch ist nicht nur fast eine Bibel für Wolfs-Freunde (und allenfalls auch für Wolfs-Feinde), es ist auch ein äußerst gelungen aufgebautes Sachbuch. Der Autor geht an die Sache nämlich mit 40 Fragen heran und so kann man das Buch auch selektiv lesen, immer wieder studieren, wenn sich eine Wolfsfrage auftut.

Die weniger gute Nachricht: Ein “Wolfsmanagement” (ja, den Ausdruck gibt es wirklich) kann nur voller Kompromisse vor sich gehen.Irgendwer zahlt immer drauf. Mal ist es der Wolf, mal das Kälbchen und mal der Bauer.

Bleibt noch eine letzte Frage: “Was tun, wenn man dem Wolf Aug’ in Aug’ gegenübersteht?” Cool bleiben. Und am besten nicht davon laufen. Der Wolf wäre sowieso schneller…

 

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