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Buch des Monats

Reisebuch des Monats Mai

Stephan Orth: “Couchsurfing in Russland. Wie ich fast zum Putin-Versteher wurde”.
Malik Verlag 2017

Ein Buch, das am “Arschloch der Welt” seinen Anfang nimmt, muss ja gut sein. Besonders, wenn der Autor Stephan Orth heißt. Der junge Deutsche war bis 2016 Reisejournalist bei Spiegel Online und hat bereits ein sehr schönes (und sehr erfolgreiches!) Buch über Couchsurfing im Iran veröffentlicht. Seine Reise quer durch Russland folgt einem ähnlichen Prinzip. Statt touristischer Attraktionen besucht Orth lieber Menschen wie du und ich, schläft bei ihnen kostenlos und lässt sich dabei auch gleich Land und Leute erklären.

Dabei lernt er nicht nur, wie man richtig Wodka trinkt, sondern auch, warum viele Russen derzeit so ihre Probleme mit (West-)Europa haben und Putin dann trotz mancher Bedenken doch irgendwie ziemlich stark finden. Das Buch ist aber nicht primär politisch, es ist weit vielschichtiger. Es zeigt triste Stätten und beeindruckende Naturschönheiten, absurde Phänomene, aber auch alltägliche Begebenheiten, man begegnet weltoffenen Menschen ebenso wie einem skurrilen Sektenführer mit Facebook-Account. Manche der beschriebenen Gegenden möchte man lieber nicht gesehen haben, anderes wie etwa Wladiwostok ganz am Ende des Buches macht enorme Lust auf eine ausgedehnte Russland-Reise. 

Stephan Orth gelingt dabei das Kunststück, humorvoll zu schreiben und sich doch niemals über seine Gastgeber und Begleiter lustig zu machen. Ein außergewöhnliches Reisebuch voller Respekt und Interesse für das erkundete Land, abgerundet durch eine Reihe schaurig-schöner Fotos, lexikalischer Einträge und Verweisen zu schrägen Videos wie dem unten stehenden Wahnsinnssong “In St. Petersburg trinkt man” der Band Leningrad. Große Empfehlung!

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