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Buch des Monats Romane

Roman des Monats April

BOV BJERG: “Serpentinen”, claasen / ullstein 2020

Um was geht es?“, so beginnt der neue Roman von Bov Bjerg, seit dem genialen “Auerhaus”, einer unserer erklärten Lieblingsautoren hier auf diesem bescheidenen Blog. “Um was geht es?“, die Frage zieht sich implizit und teilweise auch explizit durch das gesamte Buch. Zumeist fragt der Sohn den Vater. Der ist auf Spurensuche in seiner Vergangenheit und auf dieser Reise sind die beiden eindeutig auf der düsteren Seite des Lebens unterwegs.

Die NS-Zeit, die Selbstmorde in der Familie, auch das beklemmend gut beschriebene Fremd- und Selbstschämen als Soziologie-Professor in der feinen Gesellschaft, all das kommt Schicht für Schicht zum Vorschein. Die “Serpentinen” sind kein Wohlfühlausflug und das hier ist auch kein leicht dahin geschriebenes Buch. Im Vergleich zu den beiden Vorgängerwerken könnte man es sogar sperrig nennen, es fordert viel Aufmerksamkeit und den Willen, durchzuhalten. Sonst fragt sich nämlich auch der Leser / die Leserin bald: “Um was geht es?

Zugleich strahlt das Buch eine dunkle Faszination aus. Die Großmutter mit Kropf und Dutt, die schwermütigen Gedanken der Väter und Vorväter, die Goldarbeiter, die keineswegs in Reichtum und Wohlgefallen leben, all das gibt Stoff für einen verschlungenen Roman, den man unbedingt lesen sollte – aber eben nur, wenn man auch bereit ist, sich darauf einzulassen. Wir haben es geschafft, gehen jetzt raus in die Sonne und freuen uns, dass dem Jungen nichts passiert ist und dass die Welt noch steht. So einigermaßen jedenfalls…

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