Kategorien
Buch des Monats Romane

Revival des Monats

LARRY BEINHART: “American Hero”, Westend Verlag 2020

Wem der Autor nichts sagt, trotz des markanten Namens, dem sagt vielleicht der Film “Wag the Dog” etwas, der Ende der 1990er Jahr mit Stars wie Robert De Niro, Dustin Hoffman, Anne Heche und Woody Harrelson für Furore sorgte. Richtig, der Film beruht auf dem Buch, das 1993 erstmals erschien. Und dieses wurde nun – allerdings noch vor Corona ! – neu aufgelegt, es ist nicht schwer zu erraten, warum.

Der im Original penibel beschriebene und erstaunlicherweise namentlich auch genannte Präsident George Bush (der Ältere) bekommt von seinem durchtriebenen Berater Lee Atwater als letztes Zeichen der Dankbarkeit ein Memo, das eine riskante, bösartige, aber auch geniale Strategie skizziert. Dieser Zettel, den Atwater an seinem Sterbebett dem Außenminister James Baker übergibt, geistert eine Zeitlang durch allerlei Hände, ehe ihn Bush an David Hartman reicht, mit dem klaren Auftrag, sich um die Realisierung zu bemühen. Was folgt, ist ein gewaltiger Showdown, der am Ende Bush helfen wird, zum mächtigsten Mann der Welt zu werden.

Der “American Hero” im Buch ist aber weder der durchtriebene Atwater, noch etwa Bush, der als bösartig, aber auch als tolpatschig und reichlich hilflos beschrieben wird. Der amerikanische Held ist – zumindest nach eigenem Bekunden – Joe, ein kleingewachsener, aber zu allem entschlossener Privatdetektiv, dessen Auftrag es ist, auf die vielleicht schönste Frau des Planeten, die Schauspielerin Maggie aufzupassen. Seinen Job nimmt er dabei so ernst, dass es zwischen den beiden bald gehörig knistert und prickelt.

Larry Beinhart, der nicht nur Krimis schrieb, sondern auch als Journalist arbeitete, beweist in beiden Hauptsträngen sein überragendes Talent. “American Storytelling” vom Feinsten, sowohl in den Szenen der Hochpolitik als auch in den Niederungen der Schlafzimmer. Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, trotzdem fragen Sie sich vielleicht:

Warum sollte ich das jetzt, fast 30 Jahre später, lesen?

Larry Beinhart hat für diese Neuauflage ein Vorwort geschrieben, in dem er dieser Frage nachgeht. Und schon vor der aktuellen Mega-Krise, die vor allem die USA in den Grundfesten erschüttert, schreibt Beinhart:

“Wir leben in einer Welt mit zu wenig Wahrheit und zu vieler (sic!) institutionalisierter Lügen. Das wiederum hat den Weg bereitet für Donald Trump, Boris Johnson, Viktor Orban und ihresgleichen. Wenn sie lügen, an wen wenden sich die Menschen, wenn sie Wahrheit wollen? Der große Feind der Lügen ist die Wirklichkeit. Sie schlägt zu, sie beißt, sie bricht aus, sie vernichtet.”

Wenn Sie ein Jahrhundertwerk (und drunter tun wir es nicht!) lesen wollen, dass genau diese Fragen von brutalen Lügen und noch brutalerer Realität aufdeckt wie kaum ein zweiter Roman, dann kaufen Sie sich “American Hero”. Es ist nämlich auch ein großer böser Lesespaß. Wir haben Sie gewarnt!

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert