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Filme des Monats: Die alten Meister sind zurück

Sooo alt sind sie noch gar nicht, doch Pedro Almodóvar und Quentin Tarantino haben über drei Jahrzehnte maßgeblich unsere Filmkultur (mit) geprägt. Die neuen Streifen sind endlich in Österreich angelaufen und – soviel sei vorweg genommen: sie sind beide auf ihre Art großes Kino. Und noch etwas haben „Dolor y Gloria“ von Almodóvar und „Once upon a time in… Hollywood“ gemeinsam: Sie würdigen die Filmgeschichte und zitieren auch auf uneitle Art das eigene Schaffen. Man hat den Eindruck, als wollten beide Zwischenbilanz ziehen, bevor es ins Karriere-Finale geht…

Almodóvar: „Dolor y Gloria“

Der spanische Filmemacher erzählt im neuesten Film in erster Linie über sein Leben, ohne dass man alle biographischen Details wörtlich nehmen sollte. Die schöne Mama (hinreißend: Penélope Cruz), die strenge und doch nachlässige Ausbildung in der Priesterschule, die beginnende Karriere, später die chronischen Schmerzen und der Drogenmissbrauch. Vor allem aber: Die weitgehend unerfüllte Liebe zu einem Mann, der aus den Madrider Untiefen nach Buenos Aires flieht.

Lassen Sie sich von den Trailern im Netz und auch von manchem gehässigem Kommentar nicht täuschen. Dieser Film ist nicht kitschig, sondern melancholisch, er hat seine ganz eigene Dramatik und Antonio Banderas hat überhaupt noch nie so wunderbar agiert wie in der Rolle als (welt-)schmerzgebeutelter Regisseur, der nichts mehr auf die Reihe bekommt und dann auch noch beginnt, Heroin zu nehmen. Wenn Banderas für diesen Film nicht wenigstens eine Nominierung für die großen Filmpreise bekommt, verstehen wir die Welt nicht mehr. Obwohl die Konkurrenz groß ist, wie sich gleich zeigen wird.

„Dolor y Gloria“ ist unsere Empfehlung an die Empfindsamen, die Empathischen, die Liebhaber des europäischen Kinos. Zu sehen in Graz derzeit OmU im Rechbauer. Lieber nicht zu lang zuwarten!

Tarantino: „Once upon a time in… Hollywood“

Ob es wirklich Tarantinos vorletzter Film ist? Es ist nicht zu hoffen. Denn mit dieser Hommage an das Hollywood der 1950er und 1960er, an den Western und den Spaghetti-Western, aber auch mit vielen Zitaten der eigenen Werke, läuft der eigensinnige Amerikaner zu neuer Höchstform auf. Und nicht nur er, denn seine Stars wie Leonardo di Caprio und Brad Pitt machen diesen Longplayer mit knapp 3 Stunden zu einem unglaublich dichten Erlebnis.

Der Stuntman und sein „Chef“ saufen, prügeln und schimpfen sich durch die Gegend. Immer stilvoll gewandet (allein das „Champion“ T-Shirt samt gelbem Hawaii-Hemd!!!) , im feinen Caddy, de facto in jeder Szene mit Tschick im Mund. Nur leider halt auch durchgehend am absteigenden Ast. Neben den beiden Schauspiel-Superstars und der wunderbaren Margot Robbie (als Sharon Tate) glänzt Tarantinos neuestes Werk bis in die Nebenrollen. Al Pacino! Kurt Russell! Dakota Fanning!

Tja und der Leo, den nicht alle mögen, ist wohl ein sehr ernsthafer Oscar-Kandidat. Allein die Szene mit dem Mädchen im Saloon wird im Film zurecht gelobt. Sie ist Schauspielkunst, wie sie nur alle heiligen Zeiten zu erleben ist. Vom grenzgenialen Styler Brad Pitt wollen wir hier gar nicht zu schwärmen beginnen, da sitzt jede Falte, jeder Muskel, jeder Schmäh.

Für das Ende hat sich Mr. Tarantino eine feine Überraschung einfallen lassen. Denn die diabolische Hippie-Bande aus der Manson-Kommune erlebt in „Once upon a time“ ihrerseits einen blutigen Showdown. Ansonsten: nur drei Tote (wenn man die Leichen des Film im Film nicht mitzählt), spannend bis zur letzten Sekunde, ein schillerndes Meisterwerk, das jede und jeder gesehen haben muss. In Graz läuft der Spaß OmU im KiZ und im Rechbauer.

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