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Buch des Monats

Sprachbuch des Monats: Stufen zur Vollkommenheit

Günter Eichberger: “Stufen zur Vollkommenheit”, Ritter Literatur 2019

Der Grazer Autor Günter Eichberger springt in seinem neuen Buch von Gedanke zu Gedanke, vom reichlich verkommenen Volksschriftsteller Rosegger zur Katze, weiter zum Friseur und wieder retour, ganz so wie das Knie, das gleich zu Beginn sein Gelenk verlässt und das Weite sucht. Gleich vorweg: Freunde und Verehrer des steirischen Paradedichters und unsterblichen Waldbauernbuben werden keine rechte Freude haben mit Eichbergers Ironie und Denkmalsturzgelüsten. Davor und danach gibt es zum Trost für sie Gedanken, die gut zur Poesie eines Martin Amanshauser passen würden.

“Der Kannibale schmeckt sich selbst am besten”. “Wunder geschehen immer wieder, nur ohne uns.”

Dann kommt der aktuelle Papst an die Reihe, der sich von Pasolini einiges anhören muss. Und dann nimmt der Text wieder rasant Fahrt auf, es geht kreuz und quer durch die Kulturgeschichte, von Brit-Pop bis Karl Kraus. Es ist einigermaßen unklar, wo das alles hin führen wird, aber wir folgen dem Autor schlussendlich sogar bis nach Eisenerz, das anders als Graz oder Wien nicht wachsen, sondern schrumpfen will. Vollkommen ist das alles nicht, will es auch nicht sein. Stufen hingegen, das kommt hin. Denn Eichberger collagiert “leichtfüßig” philosophisch Tiefsinniges mit ernstem Blödsinn, wühlt sich durch die Literatur und die Speisekarten des Landes und findet zu all dem starke und überzeugend unklare Worte. Eine erfreuliche Dosis Verwirrung für einen allzu transparenten Sommer.

Stufenfoto: haubentaucher.at 2019

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