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“Spielerisch die Stadt verändern”

La Strada Intendant Werner Schrempf im Haubentaucher-Interview
Ein lauschiger Gastgarten am Kaiser-Josef-Platz im Zentrum von Graz. Am Tisch Holunder- und Apfelsaft. Am Haubentaucher-Mikrofon Werner Schrempf, Leiter von La Strada und Erfinder des Cirque Noel.

Haubentaucher: Was gibt es heuer Neues bei Euch – und was gibt es, das es schon immer gab?

Schrempf: Ich fange mit dem an, was es immer schon gab. Straßenkunst und Künstler, die spielerisch die Stadt verändern. Eine Gruppe, die schon im allerersten Jahr dabei war, ist heuer wieder da: DieFamilie Flöz. Und wie wir erfahren haben, sind wir offenbar das einzige Festival, wo alle bisherigen Projekte von ihnen gezeigt worden sind. „Dr Nest“ präsentieren wir zweimal in der Grazer Oper. Zum Neuen: Über das internationale Netzwerk In Situ gibt es bei uns eines der „Pilot Projects“ zu sehen von der österreichischen Gruppe Liquid Loft. Es gibt eine wunderbare Kooperation mit Pierre Sauvageot, der heuer mit dem Philharmonischen Orchester der Oper Graz arbeitet. Die Musiker werden aus ihrem Orchestergraben herauskommen und in einer Siedlung im nördlichen Teil der Stadt, dem Hirtenkloster, auf Balkonen auftreten.
La Strada ist bekannt dafür, an Orten präsent zu sein, die normalerweise nicht für Kunst und Kultur genutzt werden. Gibt es heuer noch weitere ungewöhnliche Örtlichkeiten, die ihr bespielt?
Schrempf: Es gibt eine große Wohnsiedlung, die wir als Spielort nutzen, das ist das Messequartier von Architekt Markus Pernthaler. Dort arbeiten die Künstler von La Fabrique Royale aus Paris schon einige Zeit an ihrem Stück „Zéro Degré“. Das sind Freerunner, die keine Hindernisse kennen. Sie entwickeln ein Programm für die Bewohner mit den Bewohnern und natürlich auch für Besucher. Für uns ist das eine relativ neue Form, dass wir von öffentlichen Plätzen immer stärker in die Nachbarschaften gehen und dort „Community Art“ etablieren.
Unweit des Messequartiers gibt es die Gruabn, die Heimstätte des Grazer Sportklubs. Dort findet ein Fußballmatch statt, an dem auch der Haubentaucher mitwirkt. Wir spielen angeblich auf vier Tore. Was erwartet uns und das Publikum dort?
Schrempf: Es wird einen Ball geben, wie es beim Fußball üblich ist. Aber statt zwei Mannschaften werden vier gegeneinander antreten. Es wird vier Tore geben, vier Linienrichter. Die jeweilige Mann- und Frauschaft spielt zugleich auf drei Tore, es wird also ein neues Konzept geben müssen, wie man hier siegreich sein kann. Politikerinnen und Politiker aus dem Grazer Gemeinderat, Pressemenschen, Künstlerinnen und Künstler sowie Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund werden da miteinander bzw. gegeneinander spielen. Wir hoffen auf viel Publikum!
In der Gruabn gibt es sicher genug Platz. Aber gibt es schon jetzt Vorstellungen, wo es knapp wird mit Karten?
Schrempf: Wir sind sehr zufrieden mit dem Vorverkauf. Da aber erst am kommenden Samstag die Beilage zur Zeitung erscheint, wird der Andrang dann noch größer werden. In der Oper haben mehr als 1000 Menschen Platz, also gibt es auch für Flöz noch Karten, ebenso wie für das Orpheum, wo wir eine Koproduktion mit dem Norfolk & Norwich Festival erleben werden. Da geht es um einen mutigen österreichischen Fußballer, um den „Papierenen“, Matthias Sindelar, und seine zwei Tore im sogenannten „Anschluss-Spiel“ 1938.
Foto: La Strada 2018 / Nikola Milatovic
Infos und Details zum Programm findet man unter www.lastrada.at

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