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Musik

Tonträger des Monats Juni / international

GET WELL SOON:  „The Horror“, Caroline International 2018

Konstantin Gropper ist Get Well Soon und das wissen in Österreich bereits erfreulich viele. Der deutsche Musiker mit klassischer Ausbildung und breitem kulturellem Interesse geht seinen sehr eigenen Weg – und mit dieser Platte gleich noch einmal ein bisschen intensiver als eh schon bislang.

„The Horror“ hört sich zwar nicht monströs an, sondern orchestral bis symphonisch und vor allem wie die Filmmusik zu einem Klassiker. Doch die Geschichte dahinter handelt nicht von Harmonie und Wohlbefinden, sondern von bösen Träumen. „Ich träume so selten spektakulär, dass solche Alpträume für mich wie Inspirationsgeschenke sind. Ich wache auf und denke: daraus muss ich einen Song machen“, sagt Gropper.

Und genau das hat er mit dieser Platte, die auch als Sonder-Edition mit drei Alptraum-Comics zu haben ist, getan. Inspiration kommt dabei nicht nur aus dem eigenen Unterbewusstsein, sondern auch von Schauderfilmen und von einem der ganz großen Entertainer mit zweifelhafter Biographie: Mr. Sinatra. Das Resultat ist ein dunkel schimmernder Edelstein, ein Meisterwerk, das man dringend an David Lynch schicken sollte. Und das vor allem jede und jeder kaufen sollte, der sich auch nur irgendwie für zeitgenössische Musik interessiert, wurscht ob E- oder U.

ARCTIC MONKEYS: „Tranquility Base. Hotel + Casino“, Domino Records 2018

Fragt man echte AM-Fans, wie sie das neue (im Mai erschienene) Album finden, dann hört man gerne etwas in der Art von: „Ja eh, aber besser wärs schon gewesen, das als Solo-Album von Alex Turner zu veröffentlichen!“ Mag sein, aber schön ist es trotzdem.

Richtig ist, dass vieles davon von Turner in seinem Heim-Studio an seiner heiß geliebten Acht-Spurmaschine Tascam 388 eingespielt wurde. Und wichtig ist, dass es sich hier um ein Hotel mit angeschlossenem Casino handelt, das mindestens auf dem Mond platziert ist.

Man könnte die Platte, die vor allem textlich neue Sphären aufmacht, sogar als Hommage an die bemannte Raumfahrt von Kommandant David Bowie interpretieren. Nach Jahren der schwierigen Beziehung mit dem Klavier hat auch da Alex Turner einen großen Schritt nach vorne gemacht und so ist dieses Album ein elegantes Stück Pop-Kultur geworden, das einen Ehrenplatz im Regal bekommen sollte.

UMM: „Double Worshipper“, Majestic Litter 2018 

UMM sind Stefanie Drootin (The Good Life, Big Harp, Bright Eyes) und Chris Senseney (Big Harp). Und sonst? Pop-Stimme trifft Fuzz Pedal. Oder wie der Pressetext verspricht: „Wenn sich die Everly Brothers und Suicide zusammentun“.

Das klingt in den insgesamt acht Songs immer wieder ganz harmlos und harmonisch. Wir ahnen aber, was mit einem „Black Summer“ gemeint sein könnte. Eine unspektakuläre, zugleich aber enorm coole Platte, in die man sich ungefähr nach ca. 5 Sekunden verliebt und die mit Songs wie „Oh Yes No“ richtige Perlen zu bieten hat.

Keine Ahnung, ob es UMM damit auch schon in die Alternative Radios geschafft haben, logisch wär es aber.

Pflicht für alle, die nach echten Neuigkeiten suchen.

FLASHER: „Constand Image“, Domino Records 2018

Flasher ist ein Trio aus Washington, DC, das sich ganz dem Post-Punk verschrieben hat. Heißt: geradliniger Gitarren-Sound mit allerlei Drumherum, das unsereinen durchaus auch an die schaurig-schönen Zeiten mit Bands wie Jesus & Mary Chain und an manche der düstereren New Wave Bands denken lässt. Die Band wurde vom Start weg von einschlägigen Magazinen und Blogs wahrgenommen und das sicher auch, weil hier Zorn und Liebe, Punk und Pop eine schöne Verbindung eingehen.

Taylor Mulitz an der Gitarre, Bassist Daniel Saperstein und Drummerin Emma Baker touren derzeit durch den Bundesstaat New York, werden sich aber hoffentlich demnächst auch mal in Europa blicken lassen.

Hier gibt es eine erste Hör- und Schauprobe:

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