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Haubentaucher des Monats

Haubentaucher des Monats: Carles Puigdemont

Carles Puigdemont, Spaltpilz der Nation

Eine heikle Angelegenheit, sich in innere Angelegenheiten eines Landes einzumischen, aber wir riskieren es. Etwaige Hass-mails oder Proteste bitte an noreply@haubentaucher.at senden. Also: Was liegt vor? Ein jahrzehntelanger Kampf um mehr Autonomie in Katalonien. Eine Regierung in Madrid, die brachial bis hoppertatschig mit den Freiheitsbestrebungen eines Teils der Bevölkerung umgeht. Und ein Politiker, der aussieht wie der harmlose ältere Bruder von Jogi Löw, und der irgendwann die Kontrolle über die Situation verloren hat. Als “Verräter” gilt er mittlerweile den radikalen Kräften im eigenen Lager genauso wie denen, die gegen die Abspaltung sind.

Wenn man Einschätzungen aus Spanien glauben darf, so ist rund die Hälfte der katalanischen Bevölkerung für die Loslöung der Region, die andere Hälfte dagegen. Großdemontrationen beider Lager und diverse Social-Media-Hypes sind allerdings durchaus mit Vorsicht zu genießen. “Dirty campaigning” gibt es nicht nur in den USA oder in Österreich, sondern auch in dieser Causa. Kurz gesagt: Bei aller Liebe zum Selbstbestimmungsrecht der Katalanen, aber der Weg, den Puigdemont in den vergangenen Wochen eingeschlagen hat, führt nicht in die Zukunft, sondern höchstens retour in die Vergangenheit.

Statt eine europäische Lösung – und sei sie noch so mühsam und langwierig – zu suchen, stur die Unabhängigkeit zu proklamieren, könnte noch fatale Folgen für etliche EU-Mitgliedsstaaten haben. Die Belgier schauen nicht nur deshalb mit großem Interesse auf Katalonien, weil Puigdemont am 30. 10. 2017 offenbar  nach Brüssel geflüchtet ist. Sondern auch, weil viele von ihnen fürchten (oder hoffen?), dass das Beispiel Schule macht und ihr Land in mindestens zwei Teile zerbröseln könnte. Und auch wenn die spanische Regierung unter Rajoy sich einigermaßen ungeschickt verhalten hat, sollten die gemäßigten Kräfte in Barcelona rasch einlenken, bevor die Lage endgültig eskaliert. Puigdemont hingegen darf sich einen Urlaub in Elba gönnen. Dort ist es auch sehr schön und mit seinen kolportierten hervorragenden Französisch-Kenntnissen könnte er dort ein wenig Geschichte lernen.

Fotocredit: Generalitat de Catalunya – http://premsa.gencat.cat/pres_fsvp/AppJava/notapremsavw/9405/ca/fotos-oficials-govern.do, CC0, https://commons.wikimedia.or/w/index.php?curid=54984442

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