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Buch des Monats

Bergbuch des Monats

Herbert Raffalt: “Ein steirisches Wanderjahr. 52 Touren vom Dachstein bis ins Weinland”, Edition Kleine Zeitung 2017

Der Autor ist Bergführer, Fotograf und vor allem leidenschaftlicher Wanderer. Laut Klappentext ist er jede der beschriebenen Routen selbst abgegangen, was wir bei einem solchen Thema ohnehin erwarten würden. Keine schlechten Voraussetzungen also für ein so umfangreiches Buch. Von der Adambauer Hütte in den Wölzer Tauern bis zu den Zwieflerseen in den Schladminger Tauern reicht das alphabetische Spektrum, geografisch geht es quer durch die gesamte Steiermark. Da gibt es viel zu erleben und zu sehen, die Wegbeschreibungen sind einigermaßen eindeutig, die Zeitangaben eher an sportlichen Wanderern orientiert.

Wir testeten den Weg auf den Schöckl, quasi ein Heimspiel, und die Wanderung auf die Remschnigg-Alm bei Leutschach in der Südsteiermark. Manko in beiden Fällen: Es gibt im Buch kein Kartenmaterial, noch nicht einmal Skizzen für die populärsten Routen. Also muss man entweder auf einschlägige APPs vertrauen (was nicht immer eine gute Idee ist), sich für jede Tour eigene Karten besorgen oder sich auf die laaaangen verbalen Beschreibungen des Autors verlassen und diese beim Gehen aufmerksam studieren. Beim Schöckl fällt auch auf, dass Raffalt nur den klassischen 21er Weg beschreibt, die viel begangene Lifttrasse und andere Alternativen wie den Jägersteig aber gar nicht erwähnt. Auch über die Auswahl an Hütten kann man streiten, der Alpengasthof hätte sich jedenfalls eine prominente Nennung verdient. Dass Raffalt meint, man könne am Schöckl auch Schifahren und Snowboarden, verwundert gelinde gesagt ein wenig.

Eindeutiger und lohnender ist die Beschreibung des Wanderwegs auf die Remschnigg-Alm, auch wenn bei mancher Abzweigung leichte Unsicherheiten entstehen und wir am Ende sogar mitten auf der Alm vorsichtshalber noch einmal nach dem Weg fragen. Zum wiederholten Male fällt uns auf, dass der Autor sich gerne ein wenig ins Wanderpoetische treiben lässt und lieber von der “wohlverdienten Jause” spricht als konkret zu verraten, was es auf der Hütte zu essen gibt. Einige Touren hätten mehr Platz als nur eine Randbemerkung bekommen können, das gilt etwa für den Etrachsee, der wohl einer der schönsten Plätze des Landes ist.

Genug der Kritik: Für begeisterte Wanderer und -innen, die sich für neue Touren interessieren, ist dieses Buch ideal, um zu gustieren, neue Wege auszuprobieren. Die vielen Fotos vermitteln einen guten Eindruck davon, was einen erwartet und das Angebot ist so vielfältig, dass vom einfachen Spaziergang bis zur anspruchsvollen Bergtour alles dabei ist. Anregung für eine Neuauflage: Mehr Wegskizzen und weniger Bergsteigerlyrik.

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