Kategorien
Musik

Tonträger des Monats Oktober / int.

MILEY CYRUS:  “Younger Now”, Sony, VÖ: 29. 9. 2017

“Bitte wie,” werden Haubentaucher-Stammkunden jetzt denken, “was macht Miley Cyrus hier?” Okay, wir sind üblicherweise mehr auf Indie gebürstet, aber die junge Lady von der Promo-Firma war charmant-hartnäckig und man muss auch sagen, dass der einstige Kinderstar sich in den vergangenen Jahren entscheidend weiter entwickelt hat. Am interessantesten neben der Schauspielerei in Woody Allens Amazon-Serie “Crisis in Six Scenes” war aus unserer Sicht die Kooperation mit den großartigen Flaming Lips, die schon andeutet, dass man die gute Miley nicht unterschätzen sollte. Und wirklich, das Album, das einer fast vierjährigen Plattenpause folgt, ist rundherum stark und man würde bei einem Blindtest kaum auf die Idee kommen, dass hinter der markanten, manchmal sogar leicht angerauten Stimme, Ms. Cyrus steckt. “Malibu” kennt man schon seit dem Frühjahr, aber sonst ist das weitgehend neues Material, das irgendwo zwischen Pop und Country und Folk angesiedelt ist.

Am Cover sieht die Gute aus wie die junge Madonna, sie erspart uns aber jede Art von Schmalz. “Younger Now” kann man mit gutem Gewissen dem Nachwuchs schenken – oder sich einfach selbst gönnen…

NRVS LVRS: “Electric Dread”, CD/digital VÖ: 13. 10. 2017

Bevin Fernandez und Andrew Gomez sind ein Ehepaar und sie machen KEINEN Latino-Sound. Ihre Band mit dem seltsamen Namen (den man laut Regieanweisungen “nervous lovers” aussprechen darf) setzt vielmehr auf verträumt-düsteren Elektro-Indiepoprock. Zwar kommen die beiden aus San Francisco, aber (großteils) aufgenommen und gemastered wurde das zweite Album der nervösen Liebhaber natürlich in… Portland, Oregon.

Die Tracks sind gerne mal etwas länger, die Vocals haben reichlich Hall abbekommen und überraschenderweise wird das ganze ziemlich rasch unverwechselbar. Vielfältig und mit zunehmendem Anhören immer besser – und deshalb demnächst auf heavy rotation im Autoplayer. Lieblingsnummer: Das rockige “Rich man”.

Schwarze Lederjacken herausgekramt aus dem Kasten, denn ab Mitte Oktober nähern sich NRVS LVRS unseren Landen. Vorher reinhören kann man hier: https://soundcloud.com/nrvslvrs

17.10. Plan B | Salzburg (AT), 21.10. Cord | München (DE), 24.10. Helter Skelter | Hamburg (DE), 25.10. Wildenbruch | Berlin (DE), 29.10. Wohnzimmerkonzert | Linz (AT), 30.10. Kabinet MUZ | Brno (CZ), 31.10. Herr Vincent | Villach (AT), 2.11. Lendhafen Cafe | Klagenfurt (AT), 3.11. Tumult | Kremsmünster (AT) und 4.11. Zelena Dvorana | Zabok (CRO).

SLOTHRUST: “everyone else”, CD/digital Dangerbird Records VÖ: 6. 10. 2017

Leah Wellbaum (Vocals, Guit.), Kyle Bann (Bass), und Will Gorin (Drums) kommen aus Boston (sagen sie selbst) oder New York (sagt die Presseunterlage), haben jedenfalls heute ihren Wohnsitz in L.A. und spielen doch tatsächlich den guten alten Grunge mit Einsprengseln von Blues und Punkrock und anderem. Die Gitarre dröhnt bei Slothrust bärig wie eh und je, andererseits ist das ganze schön hinterfotzig wie es irgendwann mal Adam Green kultiviert hat und in unseren Breiten auch Granada manchmal gut hinbekommt. Aber Ironie ist hier nicht, die Grabsteine im Booklet sind ernst zu nehmen, das böse Gschau auf der Website auch und das Merchandising sieht ohnehin ziemlich metal aus. Retour zur Platte: Kommt extrem gut, diese Mischung. Live soll das ganze auch sehr super sein, wenn man sich so die Kommentare auf der Facebook-Page der Band anschaut. Leider haben sie bei der Tourplanung bislang auf Ösi-Land vergessen. Sagen wir einfach: Rock’n’Roll dazu und haben wir es lieb. Das da oben ist übrigens unser Lieblingssong von Slothrust. Wem das nicht gefällt, der soll sich umgehend in der Redaktion melden!

***
SISTERS: “Wait don’t wait”, Tender Loving Empire, VÖ: 13. 10. 2017

In unserem US-Schwerpunkt kommt nun Seattle an die Reihe. Ja, auch hier gibt es noch interessante Musik – und das Duo Andrew Vait und Emily Westman gehört sicher zu den schrägeren Bands. Sie wollen die Welt verändern, aber nicht durch rockiges Wutkleinbürgertum, sondern durch Liebe und Lebensfreude. Die musikalische Umsetzung erfolgt erst einmal mit Mitteln des Pop, dazu mischen sich aber Elemente wie man sie aus dem Hip-Hop, New Wave, Electro und Jazz kennt. Ein wilder Synthie-Ritt mit großartigen Brüchen ist etwa “Sleepy Eyes”, das man in diesem Monat einfach gehört und getanzt haben muss.

Die beste Gelegenheit dazu ist die Tour, die SISTERS ab dem 11. 11. nach Deutschland, Österreich, Kroatien und in die Schweiz führt. Die nächst gelegenen Destinationen aus Haubentaucher-Perspektive: 14. 11. Villach (Herr Vincent), 16. 11. Wien (Haus der Musik), 17. 11. Klagenfurt (Lendhafen Café). 

PS: Die Plattenfirma ist eigentlich viel mehr als das. So was gibt es wohl auch nur in Portland, Oregon. Das Tender Loving Empire ist ein Label, ein Shop mit Design-Zeugs, Kindersachen, Mode und anderem mehr. Falls mal wer in der Nähe ist, schaut euch das an: tenderlovingempire.com/


PPS: Hier noch ein schönes kleines Stück Sisters-Musik ohne Video-Unterstützung: 




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert