Henning Burk: „Hitler, Braunau und ich. Wie meine Urgroßmutter den Krieg hätte verhindern können“, Westenend Verlag 2017
Der Autor war lange Jahre bei ARD, ZDF, 3sat und arte als Regisseur tätig. Geschichten erzählen und recherchieren kann er also. Sich dem ewig düsteren NS-Kapitel von einer familiären Ebene aus anzunähern, ist nun zwar kein ganz neuer Zugang, aber in Burks Fall durchaus spannend. Seine Urgroßmutter war, soweit seine Nachforschungen ergaben, aller Wahrscheinlichkeit nach die Hebamme des Adolf H. Dafür kann sie nichts und insofern ist der Untertitel des Buches ein bisschen gar dick aufgetragen.
Eigentlich ist es der „Rest“ der zuweilen doch sehr schrägen Familien- und vor allem auch der Vor- und Nachkriegsgeschichte, der den Leser bei der Stange hält. Ein Manko allerdings gibt es: Burk erzählt bevorzugt in der Ich-Form und passend dazu konzentriert er sich über weite Strecken auf die eigene Befindlichkeit. Ob draußen laute Musik ertönt und ihn in der Nacht aufweckt oder wie die Assistentin des Arztes aussieht, die ihm einen Verband anlegt, ist aber weder für die Geschichte wichtig, noch der Lektüre zuträglich. Ein strengeres Lektorat hätte hier gut getan.
Und doch: Wer sich für österreichische Geschichte abseits von Hugo-Portisch-Bänden interessiert, bekommt mit „Hitler, Braunau und ich“ eine neue Perspektive. Nicht zuletzt, weil Vorfahren von Henning Burk wie der Großonkel Willi so manches über die Welt der „kleinen Leute“ erzählen. Ob in Braunau oder anderswo.