Justin Johnson, Herrscher über die Spaten-Gitarre
Eigentlich wollten wir einfach nur seine wunderschöne Platte „If walls could talk“ (2016) besprechen, dann kam uns seine demnächst erscheinende Doppel-CD „Drivin it down“ dazwischen. Und dann gibt es auch noch die superlässigen Videos vom langhaarigen jungen Blues-Gott, die derzeit vermehrt durchs Netz geistern. Und so wurde JJ zum Künstler des Monats. Beginnen wir bei seiner Leidenschaft für (selbst) gebastelte Instrumente, denen er unglaublich steile Sounds entlockt. Da wäre die schon erwähnte Spaten-Gitarre, die bald 3 Millionen Aufrufe auf Youtube hat. Dann das Bügelbrett, das eine gefährliche Mutation zur Steel Guitar erlebte. Und vor allem jede Menge mehr oder minder seltsamer Saiteninstrumente im Besitz des Meisters.
Man sollte ihn aber auf keinen Fall in die Kurisositäten-Ecke stecken, vielmehr ist Johnson einer der ganz großen Blues-Musiker unserer Zeit. Sein Motto: „Bringing the Guitar into the Future by Gettin‘ back to it’s Roots!“ Die Ami-Spezialisten haben das große Talent bereits in ihre Herzen geschlossen, bei uns steht der Durchbruch noch bevor – wobei er sich mangels geeigneter Radiostationen als etwas zäh erweisen könnte.
Über das Album „If walls could talk“, das zwischen Tradition und Innovation einen geschickten Mittelweg wählt, sagte niemand Geringerer als John Carter Cash: „in our modern world, profound musical originality is rare, and fewer still hold strong to tradition, while moving on to create distinctive new music. If, in this marketed world of overstimulation and oversaturation, you are seeking an artist with distinguishing musicianship and artistry, I recommend you listen to: Justin Johnson.“
Das neue Doppel-Album nähert sich den Klassikern des Genres wie „Ghost Rider in the Sky“ (mit gleich zwei Mitgliedern der Cash-Family an den Vocals!), „Mystery Train“ oder Johnny B. Goode auf respektvolle, aber auch gestaltungswillige Weise. Gigantisch auch „I put a spell on you“ mit dem dreifachen Grammy-Gewinner Bill Miller am Mikro. Die alten Hadern werden auf Hochglanz poliert, die Band mit gestandenen Profis wie Joe “Hoze” Fleming, Mark Winchester, Rick Lonow, Chuck Turner und Michael Webb an der Hammond sorgt für einen Sound, der mit stylish nur unzureichend beschrieben ist. Eine Platte mit insgesamt 16 Songs, die unheimlich viel Freude macht und die jeder Musikliebhaber zuhause haben sollte – egal ob Blues-Fan oder nicht.
Zum Reinhören gibt es ein Video, das dem kürzlich verstorbenen Chuck Berry gewidmet ist:
Die Platte(n) gibt es unter anderem hier: www.justinjohnsonlive.com/store.html
Foto: © Justin Johnson 2017