Andrea Stift-Laube: „Die Stierin“, Verlag Kremayr & Scheriau 2017
Das neue Buch der vielseitigen Autorin mit südsteirischen Wurzeln kann man durchaus in einer austro-feministischen Tradition sehen. Vor allem Elfriede Jelinek behandelte in ihren jungen Jahren ähnliche Problemfelder, wenn auch in anderer literarischer Sprache. Im Mittelpunkt der „Stierin“ stehen Männergewalt und der erwachende Widerstand der Frauen. Andrea Stift-Laube verhandelt dieses heute nach wie vor äußerst aktuelle Thema auf mehreren Ebenen.
Da ist die Göttin Maeve, die scheinbar uneingeschränkt herrscht, doch in Wahrheit trägt sie seit einer Vergewaltigung ein dunkles Geheimnis mit sich. Ihre Geschichte endet ebenso blutig wie die der gegenwärtigen Maeve, die in einem Käseladen arbeitet und mit Männern auch ihre ungute Erfahrungen macht. Ein Chor von drei mystischen Frauen tritt immer wieder ins Geschehen. Am Ende helfen sie der gegenwärtigen Maeve dabei, sich von ihrem Unterdrücker zu befreien.
Auf knapp 170 Seiten gelingt es der Autorin, in zumeist knappen, immer trockenen und unverschnörkelten Sätzen die jahrhundertealte Geschichte der Gewalt und Gegengewalt zu thematisieren. Dabei formuliert sie oft im Präsens und schafft so eine starke Verbindung zwischen den beiden Maeves. Ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit.
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Apropos Zeit: Eigentlich hätten wir das Buch ja gerne bereits Anfang Feber vorgestellt, aber die Verlage haben gerade wieder so eine Freude an Sperrfristen. Daran halten sich zwar eh nicht viele Medien, aber wir sind so brav erzogen worden…