Die schwedische Gruppe Cirkus Cirkör geht an die Grenzen. Sie präsentiert mit “Limits” ein körperbetontes und doch sehr sensibles Stück. An den Wänden werden Zahlen und Fakten zur Flüchtlingssituation projiziert. Über die Lautsprecher hört man Statements von Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Verbunden wird das derzeit so kontrovers diskutierte Thema mit Akrobatik. Diese ist bei den Cirkör wie gewohnt kraftvoller als bei anderen Kompagnien. Da gibt es neben atemberaubenden Seilakten auch gewaltige Sprünge – etwa kopfüber auf ein Trampolin oder in schwindelerregender Höhe auf einer Wippe.
Dazwischen, daneben und danach wird es ruhiger. Wenn der riesenhafte Jongleur mit verbundenen Augen einen Rubik-Würfel löst und dabei Geschichten über Gewalt und Flucht erzählt. Oder wenn eine Akteurin den wunderbaren Ausspruch tätigt: „Als ich klein war, dachte ich, die Menschen bewegen sich rund um die Erde, um die Welt im Gleichgewicht zu halten. Wenn wir Grenzen schließen und Zäune bauen, verursachen wir den Verlust dieser Balance und die Erde kippt“.
Eine starke Inszenierung, etwa mit Bergen von Textilien, Tüchern, schrägen Ebenen, und starke Aussagen ergeben ein Ganzes. Es gibt bei “Limits” gleichermaßen viel zu schauen wie auch viel nachzudenken. Nicht alle wollen zweiteres, das merkt man an so manchem Statement in der Pause und nach der Vorstellung. Umso erfreulicher, dass der Cirkus Cirkör auch Menschen mit dem Thema konfrontiert, die davon – speziell bei der abendlichen Unterhaltung – lieber nichts hören wollen.
Noch zu sehen am DO, 4. 8., und FR, 5. 8., in der Grazer Oper um 20 Uhr.
Empfohlen (frühestens!) ab 10 Jahren.
Foto: Cirkus Cirkör / Limits / © Nikola Milatovic / La Strada 2016